1850 -
Leipzig
: Mayer
- Autor: Forbiger, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Theil.
endlich Pr. Columbarium (Koxvfißuqiov, j. C. Figari, nach A. C. Libano)
im N. der Ostküste. An der Südküste fand sich auch der nach der Stadt
Caralis benannte, tiefe Sinus Caralitänus (Kaqu.xxituvbg aoxnog, j. Golfo
di Cagliari), den auf der Ostseite das Prom. Cunicularium schloss, u. in
welchen das Prom. Caralitanum hineinragte. Von den kleinen Flüssen
der Insel werden uns an der Westküste der Termus (Tifjyog, j. Termo),
südl. vom Nymphaeus Portus u. nördl. vom Prom. Mercurii, der Thyrsus
(fyvfjßog, j. Oristano), der zwischen Tharrus u. Neapolis mündete, u. das
Flumen Sacrum (o '/fqog norupog, j. Uras), nördl. von Osaea, u. an der
Ostküste der Saeprus (Zcujiyog, j. Flumendoso), der nördl. von Sarabus
mündete, u. der Caedris (Kulöqig od. Ke'dgcg, noch j. Cedro) genannt.
Sardinien war ein fruchtbares Land , aber im Ganzen schlecht angehaut,
u. auch seines ungesunden Klima’s wegen verrufen ; doch gerade die unge-
sundesten Striche im S. u. W. waren die fruchtbarsten u. lieferten diesel-
den Früchte, wie Sicilien, in grosser Menge , so dass die Römer einen
grossen Theil ihres Getreidebedarfs, namentlich Weizen, auch aus Sardi-
nien bezogen. Andre Produkte waren aus dem Pflanzenreiche ausser
allen Arten von Südfrüchten namentlich die Sardonia herba, eine giftige
Art wilden Eppichs, u. Meereicheln, aus dem Thierreiche ausser den ge-
wöhnlichen Rausthieren (da die Viehzucht daselbst blühte) die musmones,
eine Mittelgattung zwischen Ziegen u. Schafen, deren Felle die Einw. als
Kleidung gebrauchten, die pelamides Sardiniae od. Sardae, od. eingesal-
zene Thunfische (wahrsch. Sardellen) u. Honig, u. aus dem Mineralreiche
Silber, Eisen, Salz, Alaun, Kreide u. s. w. Die Bevölkerung der Insel
war eine sehr gemischte, deren ursprüngliche Herkunft man jedoch nicht
kannte. Man unterschied daher Ureinwohner u. spätere Einwauderer, u.
nahm 3 Hauptstämme der Einw. an, die (angeblich hellenischen od. klein-
asiatischen, nach Strabo aber wohl tyrrhenischen) Ioläi (’ Jokaoi, Joxduoi,
’/oxaelg) od. Wenses (’Ixulg), die aus Corsica eingewanderten Corsi
(föoqßiol) u. die Baldri (ßuxapoi, was in der Sprache der Corsen
,,Flüchtlinge“ bedeuten soll), wahrsch. die Abkömmlinge iberischer u.
libyscher Miethtruppen der Carthag., die im 1. punischen Kriege diesen
entlaufen waren u. sich in die Gebirge der Insel geflüchtet hatten. Später
verschwinden diese Stammnamen unter dem allgemeinen Namen Sardi
(Z'apbcboi, Zuydovloi od. Huqömvlol). *) Dass auch Phoenicier sich auf
der Insel niederliessen, ist wohl ebenso wenig zweifelhaft, als dass später
die Tvrrhener u. Carthaginienser mehrere Kolonien daselbst gründeten;
dass sich aber auch griech. Kolonisten daselbst angesiedelt hätten, ist un-
wahrscheinlich. Uebrigens standen die Sarden ihrer Trägheit u. Bosheit
wegen in sehr schlechtem Rufe. Nachdem ihre Insel eine Zeit lang im
Besitz der Carthag. gewesen war, musste sie beim Ende des 1. punischen
Kriegs im J. R. 516 an die Römer abgetreten werden, die jedoch das
tapfre u. widerspenstige Volk der Sarden trotz langer, blutiger Kriege nie
völlig unterjochen konnten, obgleich die Insel (mit Corsica vereinigt) eine
*) Strabo nennt als einzelne Völkerschaften derselben ausser den Boxoqoi
die diayrjoßtts (welche an die Stelle der lolai getreten sein sollen), I1o.qo.xoi,
Jsoooivotol u. ’Jtxüjvixss, u. Ptol. führt nicht weniger als 17 Völkersch. in Sardi-
nien auf, von denen aber die meisten nur die Einw. einzelner Städte bezeichnen.