1832 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Raumer, Karl von
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Nach Cüvier's Untersuchungen war die fossile Hyäne ziem-
lich um ein Dritttheil größer als die größeste jetzt lebende
Species, die gestreifte; hinsichtlich der Zahne glich sie mehr
der Hyäne vom Kap. Ihre Schnauze war kürzer und stär-
ker als die Schnauze jener beiden Species, ihr Biß daher
mächtiger. Die Länge her größten neuern bekannten Hyäne
betrug 5 Fuß 9 Zoll.
Die Hyänen, welche man auf dem Continent in Höhlen
und Grus gefunden, stimmen ganz mit denen von Kirkdale
überein. Die Fundorte sind: Müggendorf in Franken, die
scharzfelder und Baumannshöhle auf dem Harz, die Sund-
wichshphle in Westphalen (wo Herr Sack in Bonn mit den
Hyänen, Knochen vom Höhlenbär, arktischen Bär, Viel-
fraß, Rhinoceros, Hirsch u. s. w. fand; die Knochen der
Hirsche und Rhinocerosse beschreibt Herr Sack so, daß ihre
weicheren Theile abgebrochen sind und deutliche Spuren der
Zähne wilder Thiere tragen, die sie benagt haben), Fouvent
im Doubs - Departement, Köstritz in Sachsen, Kanstadt, Eich-
städt, westlich vom Harz. zwischen Osterode und Dorste,
Arnothal. —• Die muggeudorser, scharzfelder und sundwicher
Höhlen scheinen wie die von Kirkdale Thierhöhlen gewesen
zu sein; in allen genannten Höhlen kommen mancherlei andere
Thierceste vor. r
Im Jahre 1822 brachte Herr Blorham an Herrn Buck-
land einige Knochen aus den Thonlagern von Lawsord, in
welchen sich oft Reste von Elephanten und Rhinoceros finden.
Diese Knochen erkannte Herr Buckland sogleich für die einer
sehr alten Hyäne; an ihnen war- nicht die leiseste Spur von
Bruch zu bemerken; sie sind, nach ihm, Ueberbleibsel einer
Hyäne, welche durch die Sündflut umgekommen war, nicht
wie die Urthiere der kirkdaler Höhle durch Hyänen. Ebenso
unverletzt waren die in jenen Lehmlagern gefundenen Ele-
phanten- und Rhinocerosknochen.
Brown in seiner Reise nach Darfur berichtet, daß, wenn
eine Hyäne verwundet wird, ihre Gesellinnen sie alsbald in
Stücken zerreißen und verzehren. Daher ist es höchst wahr-
scheinlich, daß die zerfetzten Reste von Hunderten von Hyä-
nen, welche mit den Knochen anderer Thiere in der kirkdaler
Höhle vermischt liegen, von überlebenden Hyänen selbst in
diesen Zustand gebracht waren. Ja, Herr Buckland führt
Beispiele an, daß eine Hyäne ihre Vorderfüße, eine andere
ihren einen Hinterfuß allmälig abgenagt hat. Eine Menge
Ueberbleibsel junger Hyänen in der kirkdaler Höhle scheinen
selbst zu beweisen, daß diese von ältern, stärkern getödtet und
verzehrt worden sind.