1832 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Raumer, Karl von
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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kugel bewohnten, in welchen ähnliche Knochen unter vollkom-
men ähnlichen Umständen gefunden worden sind, und zwar
nicht versteinert, sondern wie gewöhnliche Gcabknochen in dem
Lehm, Thon, Grus eines großen Theils von Nordeuropa
eben sowol als von Nordamerika und Sibirien. Die Ka-
tastrophe, welche dieses aufgeschwemmte Land erzeugte, scheint
die letzte gewesen zu sein, welche über die ganze Erde wirkte;
später fallen locale und partielle Bildungen, wie die'von
Deltas, Tuff u. s. w.
Merkwürdig ist es, daß Elephanten, Rhinoceroffe, Hip-
popotamen und Hyänen, deren Knochen über so weite Lander
der gemäßigten und Polarlander der nördlichen Halbkugel
verbreitet sind, jetzt nur in tropischen Klimaten, besonders
im Süden des Aequators leben, ja daß nur im südlichen
Afrika, am Kap der guten Hoffnung, alle diese vier gegen--
wärtig zusammen leben und sterben, wie einst in Britannien,
während der Hippopotamus jetzt nur Afrika angehört, Ele-
phant, Rhinoceros und Hyäne weit über Asien verbreitet sind.
— Nun entsteht die Frage: welches Klima herrschte auf der
nördlichen Halbkugel zu der Zeit, da jene Thiere der heißem
Lander dort lebten? Cüvier meinte, da einige der fossilen
Thierspecies von den jetzt lebenden verschieden seien, so dürf-
ten sie eine solche Constitution gehabt haben, daß sie die
Strenge des nördlichen Winters ertragen konnten. Diese
Meinung wird durch den im tungusischen Eise mit allem
Fleisch aufgefundenen Elephantenleichnam unterstützt, da dessen
Haut theilweise mit langem Haar und Wolle bedeckt war;
ferner durch das in derselben Gegend (im gefrorenen Grus
des Vilhoui) 1771 gefundene haarige Rhinoceros, dessen
Fleisch und Fell erhalten waren, und dessen Kopf und Füße
man jetzt in Petersburg aufbewahrt zugleich mit dem Skelet
des erwähnten Elephanten. Hierzu fügt Cüvier, daß es Ge-
schlechter existirendec Thiere gebe, deren verschiedene Species
für die Extreme der polarischen wie der tropischen Klimate
geeignet waren.
Andererseits behauptet man, daß das häufige Vorkommen
fossiler Krokodile und Schildkröten, ferner solcher Pflanzen
und Muscheln (z. B. des Nautilus), die im Bau und Cha-
rakter den Pflanzen und Muscheln, welche gegenwärtig heißen
Klimaten angehören, genau verwandt sind, es wahrscheinlicher
mache, daß das Klima, in welchem diese Pflanzen lebten
und starben, warm gewesen sei, als daß alle diese Geschöpfe
seitdem ihre Namr sollten verwandelt haben. Hierzu fügt
Herr Buckland den wichtigen Einwurf: wovon denn Ele-
phant, Rhinoceros rc. sich in dem eisigen Klima am sibiri-