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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 382

1832 - Leipzig : Brockhaus
382 «in kriegerisches, nie besiegtes, durch einheimische Kriege, wie das alte Rom, eingeübtes, sinnliches nomadisches Reitervolk der Wüste, eisern stark durch Fatalismus, wenn das zum Kampfe gegen die Ungläubigen, d. i. gegen alle andern Völ- ker der Erve, ausbricht, durch den Märtyrertod in Schlach- ten ein Paradies voll Sinnenlust zu gewinnen hofft, wenn überdies seine Nachbarvölker, Griechen und Perser, ganz im Verfall sind, ist es ein Wunder, daß es siegt und erobert? Jsts ein Wunder, daß es seine Religion kraft des Schwertes unter Christenvölkern ausbreitet, deren Glaube erloschen war, und mit dem Glauben aller Muth zum Märtyrerthum; daß eine Religion unter Namenchristen wie unter Heiden Glück machte, welche allen Gelüsten der Menschen schmeichelte, vor- nehmlich der Gewaltsamkeit und Herrschsucht des Hochmuthes, und welche der Fleischeslust ewigen fleischlichen Paradieses- genuß versprach? Wie ist doch die Ausbreitung des Christenthums das volle Gegentheil von der Ausbreitung des Muhammedanis- mus ! Muhammed ein stolzer, gewaltsamer Kriegsfürst; Christus der geduldigste, demüthkgste Fciedefürst, der sich selbst erniedrigte und gehorsam war bis zum Tode am Kreuz; Muhammed's Apostel wilde, kriegerische, erobernde Chalifen, Bekehrer durch das Schwert; Christi Apostel demüthig, sanft- müthig, die meisten durchs Schwert der Heiden als Mär- tyrer hingerichtet; Muhammed predigt Krieg auf Erden, ver- heißt Fleischeslust im zukünftigen Paradiese; Christus predigt Frieden und Sanftmuth, Ertödtung des Fleisches, und verheißt eine Seligkeit, da sie weder freien noch sich freien lasten. Die Finsterniß und der Schatten des Todes, in welchen die Heiden zu Christi Zeit saßen^ waren ägyptisch, die Welt in einen Abgrund von Gräueln der Abgötterei, Ruchlosigkeit und viehischer Lüste versunken. Das ist nun ein Wunder vor unsern Augen, daß das Christenthum, welches schnur- stracks gegen allen Trieb und Lust des ungeschlachten Ge- schlechtes auftrat, Buße, Demuth, Keuschheit, Mäßigkeit predigte, die in gegenwärtiger Sinnenlust Ertrunkenen auf die Hoffnung unsichtbarer, unsinnlicher Herrlichkeit verwies, daß es durchdrang, seine Kirche durch das Blut der Mär- tyrer wuchs, und daß es ohne Schwertstreich nach drei Jahr- hunderten des Märtyrerthums den Kaiserthron einnahm. Ja, ein Wunder ist es, daß das antimuhammedanischste, dem natürlichen Verstände unbegreiflichste Paradoxon aus dem Munde der Wahrheit sich in jenen ersten drei Jahrhunderten als Wahrheit bewährte, das Wort: Selig sind die Sanft- wüthigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
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