1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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von Panama, wie A. v. Humboldt bemerkt, das Bollwerk,
welches die Selbständigkeit des chinesischen und japanischen Rei-
ches gegen die Europäer — für jetzt noch — schützt. So ist
diese, sowie die Landenge von Suez, von dem entschiedensten
Einflüsse auf den Gang des Welthandels.
Bon Natur — d. i. abgesehen von der Macht des Men-
schen über die Außenwelt — ist das Meer die schärfste Grenz-
scheide zwischen den Wohnplätzen der Menschen, die stärkste Schutz-
wehr, welche ein Volk gegen die Angriffe anderer Völker haben
kann, das sicherste Mittel, ein Volk bei seinen Eigenthümlichkeiten
zu erhalten. Daher wählten auch die Schriftsteller, welche das
Ideal eines Staates zu entwerfen versuchten, säst ohne Ausnahme
eine Insel zum Wohnplatze für das Volk, das dieses Ideal ver-
wirklichen sollte; z. B. Thomas Morus, Franz Bacon,
Harrington, der Geschichtschreiber der Insel Felsenburg. Schon
von schiffbaren Flüssen und von Strömen kann man behaupten,
daß sie an sich die Menschen und ihre Wohnplätze von einander
scheiden und sondern, wenn sie auch andererseits der Geselligkeit
insofern befreundet sind, als sie zu Ansiedelungen an ihren Usern
einladen, Völkern aus ihren Wanderzügen zu Wegweisern dienen.
Nun hat zwar die Erfindung, schwimmende Inseln, d. i.
Schiffe zu bauen und zu steuern, dieses Verhältniß der Gewässer
und insbesondere das des Meeres zur Menschenwelt nicht gänz-
lich aufgehoben oder umgeändert, wie z. B. die Geschichte Groß-
britanniens beurkundet; doch ist es den Menschen durch die Er-
findung und die allmähliche Vervollkommnung der Schifffahrt
gelungen, einen Verkehr mit einander zu eröffnen, welchen sie
sonst beziehungsweise überall nicht oder nicht ebenso leicht und
vortheilhast mit einander zu unterhalten im Stande sein würden.
Es ist ihnen gelungen, die Ströme in Heerstraßen, die Flüsse in
Gemeinde- oder Nachbarwege, das Meer in eine Weltstraße zu
verwandeln. So steht aber die gesammte Geschichte der Mensch-
heit, die Geschichte der Nationen und der Völker mit der Zahl
und Beschaffenheit, mit der Vertheilung und Richtung der Ströme
und schiffbaren Flüsse, und ebenso mit der Gestalt unserer Insel-
welt, mit dem Verhältnisse, in welchem die Wohnsitze der Na-
tionen und der Völker dem Weltmeere näher oder ferner liegen,
in welchem also die Nationen und Völker von dieser Weltstraße
leichter oder schwerer Gebrauch machen können, in dem genaue-
sten und mannichsaltigsten Zusammenhänge. Denn die Grund-
ursachen aller Cultur und Civilisation sind einerseits die Gesel-
ligkeit und andererseits die Unsriedsertigkeit der Menschen. Die