1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Landes Einfluß. In Gebirgsgegenden reiben sich die Menschen
weniger an einander; da erheischt schon der Kamps mit der Na-
tur ihre ganze Kraft; da sind sie, von Gefahren umgeben, mu-
thiger und stolzer; da hat die Macht der Regierung, wie in dem
Charakter, schon in den örtlichen Verhältnissen der Regierten,
gewisse Schranken. Auf dem ebenen Lande kann wenigstens und
muß oft die Regierung kräftiger einschreiten. — Endlich, eine
nicht minder bedeutende Rolle spielt die Gestalt des festen Lan-
des in der Geschichte des Handels, seines Ganges und seiner
Wege, und in der Geschichte und den Wanderungen der Völker.
So findet man in mehreren Gebirgsländern (z. B. auf dem
Kaukasus, auf den Himalayabergen, auf beiden Seiten der Py-
renäen) Ueberbleibsel von Völkern, deren Name auf dem ebenen
Lande bereits längst verhallt ist. Denn ein Bergvolk hängt fester
an seiner Heimat, als ein Volk, das das ebene Land bewohnt:
sei es, daß jenes seine Sitten mehr dem Boden aneignen muß,
oder daß es, abgeschieden von der Welt, weniger von der Welt
angezogen wird, oder daß in einer Gebirgsgegend eine geheim-
nißvollere Anziehungskraft liegt. Jedoch, so gewiß auch die Ge-
stalt und Figur der Oberfläche des festen Landes einen mehr oder
minder entscheidenden Einfluß auf die Menschen- und Staaten-
wclt hat, gleichwohl würde man sich irren, wenn man der Natur
den Zweck unterlegen wollte, daß sie durch die Gestaltung des
festen Landes den Staaten bestimmte, „natürliche" Grenzen an-
gewiesen, d. i. den verschiedenen Nationen und Völkern der Erde
die Art angedeutet und vorgezeichnet habe, wie sie den Erdboden
unter sich vertheilen sollten.
Wenn auch die Natur die Wohnplätze der Menschen an
einigen Orten der Erde durch Landmarken (durch Gebirgszüge
oder Wüsten) geschieden und gesondert hat, so sind diese doch
nirgends von der Art, daß sie dem Verkehr zu Lande unüber-
steigliche Hindernisse in den Weg legten. Meist hat die Natur
sogar besondere Veranstaltungen getroffen, um den Menschen das
Ueberschreiten dieser Landmarken zu erleichtern. Die Gebirgszüge
sind durch Absätze oder Flußbetten unterbrochen; in den Wüsten
liegen fruchtbare Inseln, die Oasen; zur Beschiffung dieser Sand-
meere schenkte die Natur den Menschen das Schiff der Wüste,
das Kamel. Auch die Macht der Menschen über die Außenwelt
vermag in einem gewissen Grade über die Schwierigkeiten zu
gebieten, welche seine Landmarken dem Verkehre entgegensetzen;
jedoch am wenigsten über die Unwirtbarkeit der Wüsten. So
klein auch unsre Erde, verglichen mit andern Weltkörpern, ist,
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