1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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23 Zoll Regen in Dublin sind auf 208 Regentage vertheilt,
die 20 Zoll in Kopenhagen dagegen nur auf 134 Regentage.
Es wäre zu wünschen, daß man die Vertheilung des Re-
gens für die ganze Oberfläche der Erde kännte, und mittels
einer allgemeinen Regenkarte einen Ueberblick dieser Naturver-
hältnisse erlangen könnte. Wir wollen uns darum hier auf einen
Theil der Erdoberfläche beschränken, und zwar auf Afrika und
Europa, vom Aequator bis zum 60. Grad nördlicher Breite.
Auf diesem Striche treten uns folgende 4, hinsichtlich der Regen-
verhältnisse verschiedene Gürtel entgegen:
1. Der Gürtel des Sommerregens, vom Aequator
bis zum 15. Grad nördlicher Breite reichend. Auf diesem Striche
ist der Regen, wie beinahe überall in den Ländern innerhalb
der Wendekreise, in der Regel auf eine gewisse Jahreszeit be-
schränkt, und zwar auf die Zeit, da die Sonne über der nörd-
lichen Halbkugel steht, mithin auf die Tage, da es bei uns
Sommer ist. Die Regenmenge ist dabei sehr beträchtlich und im
allgemeinen weit bedeutender als in der temperierten Zone.
Dann schwellen dort die Flüsse an, steigen über ihre Ufer und
überschwemmen große Landstrecken; die Seen erweitern sich nicht
wenig, wovon der Tschad im Innern Afrikas ein Beispiel gibt.
Die Regengüsse sind daneben viel heftiger als in den gemäßig-
ten Klimaten*). Die Regelmäßigkeit des Regnens beschränkt sich
dann nicht blos auf die jährliche Vertheilung, sondern zeigt sich
auch in Hinsicht der Tageszeit. Am Morgen ist die Luft kalt,
gegen den Vormittag ziehen die Wolken auf, und zwischen 10 und
11 Uhr fängt es an zu regnen, was den ganzen Nachmittag
anhält, bis die Luft sich bei Sonnenuntergang wieder aufklärt
und die Nacht hindurch rein bleibt. Dies wiederholt sich fast
während der ganzen Regenzeit mit so genauer Regelmäßigkeit,
daß die Bewohner jener Gegenden, wenn sie Geschäfte abmachen,
oder Lustpartien unternehmen wollen, mit einander verabreden,
ob sie vor oder nach den Regenstunden stattfinden sollen.
Die Regenzeit tritt in der heißen Zone keineswegs gleich-
zeitig ein, sondern sie folgt der Sonne in ihrem Fortrücken gen
Norden, so daß die Regentage früher am Aequator anfangen als
in den weiter von demselben entfernten Gegenden. Die westlichen
und östlichen Grenzen dieses Regengürtels erstrecken sich vom
*) Man hat in Cayenne in Südamerika Beispiele gehabt, daß
dort an einem halben Tage ebensoviel Regen gefallen, als nach einer
Mittelzahl wahrend eines ganzen halben Jahres in Kopenhagen.