1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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schiebt plötzlich, wie einst zwischen den griechischen Inseln *), einen
schlackigen Fels hervor; oder erheben, um an eine friedlichere
Naturerscheinung zu erinnern, die einträchtigen Lithophyten ihre
zelligen Wohnungen, bis ste nach Jahrtausenden über den Wasser-
spiegel hervorragend absterben, und ein flaches Coralleneiland
bilden: so sind die organischen Kräfte sogleich bereit, den tobten
Fels zu beleben. Was den Samen so Plötzlich herbeiführt, ob
wandernde Vögel oder die Wogen des Meeres, ist bei der groß-
ßen Entfernung der Küsten schwer zu entscheiden. Aber auf dem
nackten Steine, sobald ihn zuerst die Luft berührt, bildet sich in
den nordischen Ländern ein Gewebe sammtartiger Fasern, die
dem unbewaffneten Auge als farbige Flecken erscheinen. Einige
sind durch hervorragende Linien bald einfach, bald doppelt be-
grenzt; andere sind in Furchen durchschnitten und in Fächer ge-
theilt. Mit zunehmendem Alter verdunkelt sich ihre lichte Farbe.
Das fernleuchtende Gelb wird braun, und das bläuliche Grau
der Leprarien verwandelt sich nach und nach in ein staubartiges
Schwarz. Die Grenzen der alternden Dicke fließen in einander,
und auf dem dunkeln Grunde bilden sich neue zirkelrunde Flech-
ten von blendender Weiße. So lagert sich schichtenweise ein or-
ganisches Gewebe auf das andere; und wie das sich ansiedelnde
Menschengeschlecht bestimmte Stufen der sittlichen Cultur durch-
laufen muß, so ist die allmähliche Verbreitung der Pflanzen an
bestimmte physische Gesetze gebunden. Wo jetzt hohe Waldbäume
ihre Gipfel lustig erheben, da überzogen einst zarte Flechten das
erdenlose Gestein. Laubmoose, Gräser, krautartige Gewächse und
Sträucher füllen die Kluft der langen, aber ungemessenen Zwi-
schenzeit aus. Was im Norden Flechten und Moose, das bewir-
ken in den Tropen Portulaca, Gomphrenen und andere fette
niedrige Uferpflanzen. Die Geschichte der Pflanzendecke und ihre
allmähliche Ausbreitung über die öde Erdrinde hat ihre Epochen,
wie die Geschichte des spätem Menschengeschlechtes. Ist aber
auch Fülle des Lebens überall verbreitet; ist der Organismus
auch unablässig bemüht, die durch den Tod entfesselten Elemente
zu neuen Gestalten zu verbinden: so ist diese Lebensfülle und
ihre Erneuerung doch nach Verschiedenheit der Himmelsstriche ver-
schieden. Periodisch erstarrt die Natur in der kalten Zone; denn
Flüssigkeit ist Bedingniß zum Leben. Thiere und Pflanzen, Laub-
moose und andere Kryptogamen abgerechnet, liegen hier viele
Monate hindurch im Winterschlafe vergraben. In einem großen
‘) Vergl. S. 36.