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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 102

1858 - Osnabrück : Rackhorst
102 Hymenäe und dem riesenstämmigen Lorbeer nie die verheerende Hand des Menschen droht. Agutis, kleine buntgefleckte Hirsche, gepanzerte Armadille, welche rattenartig den unterirdischen Hasen in seiner Höhle aufschrecken; Herden träger Chiguiren; schon gestreifte Viverren, welche die Luft verpesten; der große unge- mähnte Löwe; buntgefleckte Jaguars (hier Tiger genannt), die den jungen selbsterlegten Stier am Hügel aufwärts schleppen — diese und viele andere Thiergestalten durchirren die baumlose Ebene. Fast nur ihnen bewohnbar, hätte sie keine der nomadischen Völkerhorden, die ohnedies (nach indischer Art) die vegetabilische Nahrung vorziehen, fesseln können, stände nicht hie und da die Fächerpalme, Mauritia, zerstreut umher. Weit berühmt sind die Vorzüge dieses wohlthätigen Lebensbaumes. Er allein ernährt am Ausfluß des Orinoco die unbezwungene Nation der Gua- raunen. Hängematten, aus den Blattstielen der Mauritia ge- webt, spannen sie künstlich von Stamm zu Stamm, um in der Regenzeit, wenn das Delta überschwemmt ist, nach Art der Affen auf den Bäumen zu leben. Diese schwebenden Hütten werden theilweise mit Letten bedeckt. Auf der feuchten Unterlage schüren die Weiber zu häus- lichen Bedürfnissen Feuer an. Wer bei Nacht auf dem Flusse vor- überfährt, sieht die Flammen reihenweise auflodern, hoch in der Luft, von dem Boden getrennt. Die Guaraunen verdanken die Erhaltung ihrer physischen und vielleicht selbst ihrer moralischen Unabhängigkeit dem lockern, halbflüssigen Moorboden, über den sie leichtfüßig fortlaufen, und ihrem Aufenthalt auf den Bäumen, einer hohen Freistatt, zu der es nicht leicht ist, ihnen zu folgen. Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannigfaltige Speise gewährt die Mauritia. Ehe auf der männlichen Palme die zarte Blütenscheide ausbricht, und nur in dieser Periode der Pflanzen- metamorphose enthält das Mark des Stammes ein sagoartiges Mehl, welches, wie das Mehl der Iatrophawurzel, in dünnen brodartigen Scheiben gedörrt wird. Der gegohrne Saft des Stammes ist der süße, berauschende Palmwein der Guaraunen. Die engschuppigen Früchte, welche röthlichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pisang und fast alle Früchte der Tropenwelt, eine verschiedenartige Nahrung, je nachdem man sie nach völliger Entwickelung ihres Zuckerstoffes oder früher im mehlreichen Zu- stande genießt. So finden wir auf der untersten Stufe mensch- licher Geistesbildung die Existenz eines Völkerstammes an einen einzigen Baum gefesselt. Seit der Entdeckung des neuen Continents ist die Steppe
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