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1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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der Polarländer hinreichende Nahrung zu ziehen. Unter den groß-
ßen Erhaltungsmitteln aus der thierischen Welt stehen die Er-
zeugnisse des Meeres oben an. Der Walfisch ernährt den Eskimo
und Grönländer und behagt auch dem Isländer. Sein flüssiges
Fett ist ersterem ein köstliches Getränk; alle diese Völkerschaften
erhalten dadurch ihre Erleuchtung und sogar ihre Feuerung; die
Knochen dieser Kolosse dienen oftmals bei Gebäuden als Balken
und bei den Booten als Bretter, so wie die Sehnen zum Nä-
!)en. Noch fast nützlicher sind die Seehunde. Sie geben nämlich
den Einwohnern vielartige Nahrung und fast zugleich ihre ganze
Kleidung, ihren ganzen Schutz gegen die furchtbare Strenge des
Klimas; sie geben ihnen Seile und den so nothwendigen Ueber-
zug ihrer Fahrzeuge; sie verschaffen ihnen sogar Fenster für ihre
Hütten, und die Zähne von einigen dieser Thiere dienen zu
schätzbaren Werkzeugen verschiedener Art. Zwar lebt das Geschlecht
der Walfische unter allen Zonen, allein die Natur wies ihnen
doch vorzugsweise die kältesten Gegenden zu Wohnplätzen an.
Hier kühlt das Eis der Pole ihre heißen, leicht entzündbaren
Säfte; hier ließ die Natur für diese Kolosse die reichlichste Nah-
rung durch Millionen kleiner Seegeschöpfe hervorgehen. Auch
findet hier das Geschlecht der Robben eine ähnliche Nahrung in
ungeheurem Ueberfluß. In unzählbaren Zügen strömen diesen
Ländern die Weißfische zu. Das Meer mußte eigene meilengroße
Sandgebirge bilden, auf deren Oberfläche diese Fische jene Mil-
lionen Centner von junger Brut absetzen und sich zugleich den
gefräßigen Ungeheuern des Polarmeers zur Beute darbieten. In
gleich merkwürdigem Verhältnisse sieht man daselbst jene uner-
meßlichen Schaaren der Seevögel, welche unablässig über diesen
Eisgefilden schweben; denn auch sie finden hier eine mannigfal-
tige und reichliche Nahrung.
Und nun denke man sich den eigenthümlichen Bau des
Polarmenschen! Wie er fast alles zu verzehren geeignet ist, alles
zu verdauen vermag! das rohe Kraut, das thranige Fleisch der
Möven, der Taucher, der Seehunde; der Speck und der Thran
der Walfische, alles ist ihm willkommen. Diese uns widerstreben-
den Speisen erzeugen bei ihm einen gesunden Körper und eine
dicke, wärmende und fette Haut. Er bietet einer Kälte*) Trotz,
*) Der kälteste Punkt auf der Erde ist wahrscheinlich nicht der
Nordpol selbst, dessen Mitteltemperatnr man auf 8 bis 12° (Ne'au-
mur) unter Null schätzt. Die niedrigsten Lufttemperaturen, welche man
vorübergehend in Sibirien und im östlichen Nordamerika beobachtet