1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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von Osten nach Westen und fällt fast ganz mit dem erwähnten,
quer durch ganz Deutschland ziehenden, aus verschiedenen Ge-
birgen zusammengesetzten Gebirgsdamm zusammen. Es ist merk-
würdig und doch bezeichnend, daß dieser eine so mächtige Mark-
scheide bildende Bergwall keinen gemeinsamen volksthümlichen
Namen hat, was von der gerade hier am auffallendsten hervor-
tretenden Zerstückelung und Zerbröckelung in staatlicher Hinsicht
und im Volksleben herrührt. Die neuesten Geographen nennen
diesen Berggürtel nach dem Vorgänge Riehls u. a. den Haupt-
kamm der deutschen Mittelgebirge, den mitteldeutschen
Gebirgskamm oder den Mittlern Hauptkamm. Die viel-
fachen Beziehungen zum Tieflande, welche die nördlich vom deut-
schen Mittelgebirge liegenden Berg- und Hügelländer darbieten,
hören auf dem scheidenden Hauptkamm gänzlich auf, und es
entwickeln sich südlich und nördlich von ihm die unverkennbarsten
Verschiedenheiten in Bezug auf Bodenbildung, Gewässer, Klima
und viele andere Verhältnisse, welche davon abhängig sind.
Südlich von ihm steigt der Boden fortwährend. Massenhafte
Hochflächen, wie in Bayern, massenhafte Gebirgsbecken, wie in
Böhmen, bilden den Uebergang zu den Alpen. Das eigentliche
Hoch- oder Oberdeutschland breitet sich vor uns aus, ein Ge-
birgs-, Kessel- und Hochflächenland, ein fast einziges, zusammen-
hängendes Hochland, dessen Bodenoberfläche selten in größern
Massen, vielmehr nur ausnahmsweise in tiefen Einschnitten oder
einzelnen Flußthälern unter 800 Fuß über dem Meeresspiegel
herabstnkt, z. V. im Rheinthal von Basel abwärts, im Donau-
thale von Passau gegen Wien hin, im Thal der untern March
u. s. w. Die Oberfläche Süddeutschlands bietet dabei eine große
Abwechselung dar. Es wird von vielen Gebirgszügen der ver-
schiedensten Ausdehnung, Höhe und Richtung durchzogen und
aus mehreren großen Länder-Becken und Kesseln, sowie aus
Hochebenen zusammengesetzt, die man in solcher Großartigkeit
nördlich vom Mittlern Huuptkamm vergeblich sucht. Man findet
hier alle rücksichtlich der Erhebungen der Erde nur denkbaren
Formen, von den steilsten, theils kahlen, theils ewig beschneiten
Felsgipfeln, in deren Form die gerade Linie vorherrscht, bis zu
den sanftesten, abgerundeten, schön bewachsenen Hügeln, wo durch
größere Kugelabschnitte, zum Theil sogar durch kleine Hochflächen,
die Kronen gebildet werden. Das höchste Gebirge zeigt die tief-
sten Thäler und dunkelsten Schluchten, erstarrte, alles Lebens
und zu Zeiten sogar des Lichts beraubte Gegenden. Gewässer
sieht man in diesem südlichen Theil auf alle Weise sich bilden,