1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Regenmenge in dem westlichen Theile des Tieflandes etwas
größer als in dem östlichen.
In Flachländern, wie die norddeutsche Niederung, ist der
Verkehr nicht durch die Gestaltuug des Bodens geregelt, die ihn
beinahe in keiner Richtung verhindert, sondern durch die Verthei-
lung der schiffbaren Flüsse, der Häsen, des vorzugsweise frucht-
baren Landes und benachbarter Industriedistricte. Die größern
Flüsse durchschneiden die norddeutsche Tiefebene in der Richtung
aus O.-S.-O. nach W.-N.-W. Die großen Hauptstädte haben sich
aber nicht überall an sie angelehnt und, da sie gerade die mäch-
tigsten Anziehungspunkte des Verkehrs geworden sind, so hat
sich ein sehr compliciertes Netz von Hauptstraßen entwickelt, wel-
ches sich'nur schwierig aus einfachen Grundursachen ableiten läßt.
Indessen sind einige Hauptwege denn doch deutlich durch die
Gestalt, Lage und Umgebung der Niederung geboten. Wir finden
sie am leichtesten, wenn wir ihre naturgemäßen Eintritts- oder
Ausgangspunkte aufsuchen.
Die Hauptlandverbindung mit Rußland stellt nur eine Haupt-
straße her, parallel der Küste der Ostsee. Das Warthethal und
das Oderthal öffnen den Haupteingang aus Polen, Galizien und
Mähren, das Elbthal den aus Böhmen und Sachsen, das Thü-
ringer Becken die natürliche Verbindung mit dem Rheinland,
während das centrale Süddeutschland nur auf dem etwas künst-
lichen Wege über Hof durch die Bucht von Leipzig mit dem
Tieflande in Verbindung getreten ist. Zum Niederrhein hat man
einen Weg durch die Weserkette gefunden. Nun folgen an der
Küste die Häfen: Bremen, Hamburg, Kiel, Lübeck, Stralsund,
Stettin, Danzig, Königsberg. Diese Eingangsthore sind mit den
innern Centralpunkten Berlin, Frankfurt a. d. O., Leipzig, Mag-
deburg, Braunschweig, Hannover u. s. w. zu verbinden, um die
Hauptfaden und Knoten des Verkehrsnetzes zu erhalten.
Lage, Bodenform, innerer Bau und geringes Gefälle der
Flüsse sind im allgemeinen dem Verkehr, dem Handel und dem
Landbau günstiger als der Industrie. Allgemein fehlt es an
treibender Wasserkraft und ehe der Mensch die Dampfkrast in
seinen Dienst nahm, mußte er in diesen Ländern wie auf offenem
Meere vorzugsweise den Wind und das organische Leben als
bewegende Kraft anwenden. Das Vorherrschen der Windmühlen
über die Wassermühlen ist darum etwas charakteristisches für
diesen Theil von Deutschland im Gegensatz zu dem Mittel- und
Hochland. Wie gering oft das Gefäll der Flüsse ist, dafür ist der
Spreewald der Niederlausitz ein gutes Beispiel, in welchem die