1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
149
Stettin mit Swinemünde, Colberg, Rügenwalde, Stolpemünde,
Danzig mit Weichselmünde, Königsberg mit Pillau, Elbing und
Memel.
Das baltische Meer hat zwar, wie oben bemerkt, nur den
Charakter eines Binnenmeers, aber dennoch haben seine Stürme
und Klippen, seine Eisschollen und Nebel ein abgehärtetes und
kühnes Schiffervolk erzogen, und wie die baltischen Gestade im
bohen Alterthum phönicische Schiffe anlockten, so war auch in
späterer Zeit der Schiffsverkehr auf der Ostsee bedeutend. Während
die Saracenen das Mittelmeer sperrten, nahm der Handel des
Morgenlandes seinen Zug durch Rußland nach dem baltischen
Meere, wo die slavischen Handelsplätze Schleswig, Dineta, Ripen
und Wisby durch ihn zu hoher Blüte gelangten. Die mächtige
Hansa, deren Wiege die Häfen der Ostsee waren, hielt den bal-
tischen Handel noch im Schwünge; als sie in Verfall gerathen,
Amerika und der Weg um das Cap der guten Hoffnung entdeckt
worden war, vereinsamte das Binnenmeer allmählich, wozu auch
politische Ereignisse, der Sundzoll, die russische Handelssperre das
Ihrige beitrugen. Dennoch verkehren auch noch heute die bedeu-
teudsten baltischen Handelsstädte, und vor allen Stettin, mit
allen Flaggen handeltreibender Nationen. Der Fischfang der Ostsee
ist nicht von großer Bedeutung. Ihr berühmtestes Erzeugniß ist
der Bernstein, welchen sie ganz allein in so reichem Maße besitzt.
Er wird häufig von Stürmen an die Küste geworfen, und man
findet ihn an einigen Stellen mehrere hundert Fuß von der Küste
entfernt, am häufigsten an der Küste von Preußen zwischen
Danzig und Memel, theils in kleinen Splittern, theils in großen
Stücken von einem Loth bis zu zwanzig Pfund und darüber.
Einst trieben hier die Phönicier den Bernsteinhandel. Der blin-
kende Bernstein, bemerkt Ferdinand Gregorovius in seinen Idyllen
vom baltischen User, hat etwas ungemein anlockendes, und wie
sollte er es nicht für den märchenhaften Sinn der Morgenländer
haben, welche sich so gern mit dem schmücken, was das geheim-
nißvolle Meer spendet, mit der Perle Arabiens, mit der Muschel
von Ceylon, der Coralle von Hindostan und so auch mit der
Bernsteinschnur von Samland! Früher wurde der Bernsteingewinn
durch den Staat betrieben. Jetzt haben die einzelnen Dorfschaften
das Recht, auf ihrem Gebiet gegen eine Pachtabgabe den Bern-
stein zu fischen und zu graben.
Auch die Nordsee oder das deutsche Meer, als derjenige
Theil des Nordmeeres, welcher am nordwestlichen Ende unseres
Vaterlandes flutet und daselbst die Küsten von Hannover,