1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
240
und sehr heilkräftiges, am Fuße des Teutoburger Waldes (Osning)
anmuthig gelegenes Soolbad besitzt, liegen im preußischen West-
falen von der Weser bei Rehme in südlicher Richtung die Saline
Salzuffeln, Salzkotten; dann wendet sich die Linie derselben —
Soest, Werl, Unna u. s. w. ganz westlich dem Rhein zu.
Von Rehme weiter in südwestlicher Richtung bleiben wir
in demselben hügelreichen und wohlangebauten Landstrich. Die
nächste Station dev Eisenbahn ist Löhne, wo der Schienenweg
abzweigt nach Osnabrück und von hier nach Rheine zur Verbin-
dung mit der Eisenstraße von Münster zur Nordsee nach Emden.
Diese ganze Linie (hannoversche Westbahn und westfälische
Staatsbahn) ist im Juni 1856 eröffnet worden. Dann erreichen
wir Herford — einst das heilige (Herfordia sacra) genannt,
wegen der großen Anzahl ihrer Kirchen. Die türmereiche Stadt
macht einen freundlichen Eindruck mit ihrer hübschen von der
kleinen Werre durchflossenen wiesenreichen Umgebung, welche auch
noch von der Aa bewässert wird, die sich hier in die vom Teuto-
burgerwalde aus der Gegend der Extersteine kommende, an Detmold
vorbeifließende Werre (nicht zu verwechseln mit der schiffbaren
Werra) ergießt. Die Stadt war ehemals Hansa- und freie Reichs-
stadt. Ihre Bedeutung als Handelsstadt konnte jedoch nicht groß
sein, weil sie durch ihre Lage keine weitern Dortheile hatte, als
auf der Straße aus den Niederlanden nach dem deutschen Osten
einen Etappenort zu bilden.
Die ehemalige Abtei — denn Herford besaß eine alte
reichsunmittelbare Frauenabtei — liegt im Umkreise des ältesten
Stadttheils nahe bei dem Münster ad St. Pusinnam, einem
merkwürdigen Gebäude, dessen Größe von der Macht und dein
Reichthum der alten Stiftung zeugt. Das Abteigebäude, jetzt
eine Fabrik, beherbergte einst eine Reihe von hochgeborenen
Frauen, unter welchen Töchter der erlauchtesten deutschen Fürsten-
häuser Vorkommen. Schon 911 war Mathilde die Großmutter
der Gemahlin Heinrichs I. zu Herford Abtissin. Aus dem 17.
Jahrhunderte ist besonders die Äbtissin Elisabeth Luise von der
Pfalz zu erwähnen, eine der gelehrtesten und geistreichsten Frauen
ihrer Zeit. Geboren 1618 war sie, die Tochter des böhmischen
Winterkönigs, frühe schon mit solchem Eifer wissenschaftlichen
Studien ergeben, daß sie alle Bewerbungen um ihre Hand,
selbst die des Polenkönigs Wladislavs Iv. zurückwies, um
sich ihren theuern Büchern nicht zu entziehen. Sie starb 1680
in Herford.