1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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der Einkehr König Ernst Augusts in seine deutschen Paläste, zu
Ende Iunius 1637, für sie wie für das ganze Land eine neue
Epoche ein. Dieses Selbständigwerden der alten Welfenländer
und das Walten des eignen Fürsten im eignen Lande war ein
bedeutsamer Wendepunkt. Der greise König Ernst August, der
seine Aufgabe mit großer Energie ergriff, schaute wieder wie
Heinrich der Löwe zur See hinaus. Er traf alle Einleitungen,
die alte Tradition zu beseitigen, daß Hannover nur ein Ackerbau-
staat sei, daß drei Häfen zu viel seien für das kleine Land.
Man würde die Wirkungen zeitiger und nachdrücklicher verspürt
haben, wenn die schon 1842 aufgenommenen Unterhandlungen
wegen Anschlusses an den deutschen Zollverein nicht erst 1851
zum Ziele geführt hätten. Jetzt blieben die schönsten Resultate
dem Nachfolger, König Georg V., Vorbehalten.
Vor allem nahm Emden Ernst Augusts Aufmerksamkeit in
Anspruch, dessen Verkehr sich um das Jahr 1837 durchschnittlich
auf 310 Seeschiffe belief, wozu noch die nicht unbedeutende
Rhederei Leers zu rechnen ist, dessen Emstiefe sich für kleinere
Seeschiffe noch eignet, so wie auch noch Papenburg mit bedeu-
tendem Schiffbau und Rhederei. Alsbald kam der mit Preußen
1816 abgeschlossene Vertrag zur Ausführung und die Ems wurde
bis Greven hinauf schiffbar. Jetzt 1843 erhielt Emden die erste
Chaussee, welche ihm den Landtransport auf Oldenburg, Delmen-
horst und Syke ermöglichte.
Dann begannen die Hafenbauten von Harburg und Emden
ziemlich gleichzeitig (1844 und 1845). Nachdem ein großer Theil
des seichten Dollart eingedeicht und dadurch der Delft, das
eigentliche Fahrwasser Emdens, in der Zeit von 1845 — 1850
gerichtet worden, fanden fortan Seeschiffe von 1000 bis 1200
Tonnen im dortigen Außenhafen genügende Tiefe, und Schiffe
von 500 bis 600 Tonnen fahren im innern Hafen bis an die
Pack- und Lagerhäuser der Kaufleute heran. Emden besaß 1845
66 Seeschiffe von 75—200 Tonnen und 44 Seeschiffe zu 250
bis 600 Tonnen, während ganz Ostsriesland — wohl mit Ein-
schluß von Papenburg — um diese Zeit die ansehnliche Zahl
von 550 Seeschiffen mit 36 —40,000 Tonnen Tragfähigkeit auf-
zuweisen hatte. — Bei der Beschränktheit des inländischen Han-
delsgebietes fanden jedoch die Handelskräfte von Emden und
Leer nicht hinreichende Beschäftigung. Der Verbrauch war nicht
bedeutend genug, um außereuropäische Waren in großen Ladun-
gen direct zu beziehen. Sie sahen sich genöthigt, diese vom frem-
den Zwischenhandel in London, Amsterdam, Hamburg und Bre-