1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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23. Schleswig-Holstein und seine Bewohner.
Es ist ein gesegnetes Land, das Herzogthum Schleswig
und Holstein. Da breitet sich im Süden das Paradies von Hol-
stein und dort, nur durch den Eiderkanal geschieden, das nicht
minder paradiesische Ostschleswig aus. Hier schlängelt sich durch
ein Thal, so lieblich, wie kein anderes im Norden der Elbe, die
Schwentine der Kieler Föhrde zu, und hier ist sie selbst, diese
Königin aller Buchten der Ostsee, geräumig, sicher vor Stürmen,
tief, wie das Meer draußen, weit genug, um allen Flotten der
Welt auf einmal zum Hafen zu dienen, zugleich aber berühmt
durch die Anmuth ihrer Ufer.
Ueberfliegen wir den Eiderkanal und lassen uns auf einer
der steilen Kuppen nieder, die sich unweit davon über das wel-
lenförmige Tiefland erheben, so breitet sich vor uns der größte
Theil Südschleswigs mit seinen stattlichen Dörfern, seinen zahl-
reichen Edelhöfen und seiner vielgezackten Küste aus. Da streckt
sich mit seinen Gehölzen zwischen der Kieler- und Eckernförder
Bai der dänische Wohld, dort das grüne weidenreiche Schwan-
sen, da am nördlichen Horizont das herrliche Angeln hin, das
sie das Gosen der Geistlichen nennen. Auf der Düppeler Schanze
stehend erblicken wir unter anderem die prächtige Föhrde von
Flensburg mit ihren Vorgebirgen und die Insel Alsen, die an
heitern Morgen wie ein Smaragd in Silber gefaßt aus der
glitzernden Salzflut emportaucht. Auch der äußerste Norden des
Herzogthums ist nicht ohne Schönheiten. Dort ist Apenrade mit
seinen Werften, da die Skammlingsbank, der höchste Berg des
Landes, im Osten der kleine Belt und das Gestade Fühnens.
So ist das östliche Drittheil des Herzogthums. Welch ein
Unterschied ist aber zwischen diesem Arkadien und der Dürre und
Trostlosigkeit des Mittelrückens der Halbinsel, der an den mei-
sten Stellen zwar angebaut ist, immer aber noch große Einöden
hat, die an einigen Punkten bis tief in jenes üppige Garten-
land hinein und bis hart an das Meer reichen. Oft ist der
Uebergang von diesem in jene plötzlich, öfters allmählich. Statt
der stolzen Buchen zeigt sich bescheidenes Buschwerk von Eichen
und Birken, die Hecken werden dürftiger, die Weizenfelder hören
auf und machen dem Roggen und dem Heidekorn Platz. Die
Wege führen durch röthlichen Sand, das Aeußere der Dörfer
wird ärmlicher. Noch weiter nach Westen verliert sich die Strauch-
einfriedigung völlig und nur nackte Erdwälle und Gräben, an
denen bereits Heidekraut und Sandweiden auftreten, bleiben