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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 263

1858 - Osnabrück : Rackhorst
263 Manch schönes Wort, welches uns nur noch in altdeutschen Gedichten, z. B. dem Nibelungenliede, entgegentritt, hat in Gent, Brügge, Antwerpen u. s. w. noch seine volle Geltung, z. B. minn6, maagd (Jungfrau) lüttel (engl, little, wenig) keur (Wahl, deutsch küren,) urluige (Orlog, Krieg z. B. Orlog- schiff) und andere. Aber auch mit dem noch jetzt, namentlich in Westfalen gesprochenen Plattdeutsch hat das Flämische eine solche Aehnlichkeit, daß die Bewohner beider Länder sich einander recht gut verständlich machen können, was bekanntlich zwischen dem Niederdeutschen und Holländer schwieriger ist, freilich auch des- wegen, weil der Holländer es für eine Verunglimpfung seiner Sprache hält, wenn man ihn plattdeutsch anredet. Die Aussprache des Flamändischen, der holländischen fast gleich, hat auch mit der westfälischen viel Verwandtschaft. Man spricht 8 wie ß, 2 wie s, 8p, st und sch getrennt wie s—p, s—t, s—ch, und sch am Ende eines Wortes wie s, ganz wie in Westfalen und Hol- land ; ferner ac wie a, eu wie ö, eeu lang e, oe wie u, ou wie au, u wie ü, ui wie eu, y wie ei (ausgenommen in West- flandern, wo es wie i lautet, z. B. Kortryk, spr. Kortrick, Hpern, spr. Ipern.) Probe. Flämisch: Die geen knecht is, Doet wat regt is, Slaet wat siegt is. Plattdeutsch: De keen Knecht is, Döt wat regt is, Sleet (schlägt) wat siegt is. Flämisch: kn waer is’t vaderland des duitschen stams? Alom waer der Germanen tael Zieh lieft en bloeid (spr. bluit) en’t volk verrukt, Daer is ons vaderland. Deutsch: Und wo ist's Vaterland des deutschen Stamms? Ileberall, wo der Germanen Sprache Sich hebt und blüht und's Volk entzückt, Da ist unser Vaterland. So sehr auch eine Nationalsprache für Belgien zu wünschen wäre, so eifrig auch edle und begabte Männer, vor allen Hein- rich Conscience *), der Verfasser mehrerer trefflichen Werke in flämischer Sprache für das Heiligthum des Volkes, die Sprache, *) Hendrik Conscience, der berühmte Verfasser des „Löwen von Flandern," wird jetzt (1858) auf den ueuerrichteten Lehrstuhl für flämische Literatur in Gent berufen.
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