1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Frankreichs genannt hat, weil sie allen Versuchen zur Civilisation
hartnäckigen Widerstand entgegensetzen, ist der Winter die gün-
stigste Iahrszeit, weil dann die meisten Schiffbrüche sich ereignen.
Die entfesselten furchtbaren Stürme, der verdüsterte Himmel wer-
fen die Schiffe an diese gefährlichen Küsten, und Sckiffbruch ist
für ihre Bevölkerung das glücklichste Ereigniß. Gerade beim böse-
sten Wetter, nur nothdürftig bekleidet, die Haare vom Winde
gepeitscht, stieren sie hinaus auf das Meer, ob nicht Fässer oder
Schiffstrümmer dem Strande zugespült werden. Eine Axt, sowie
eine lange eisengespitzte Stange sind ihre Waffen, mit ihnen
lauern sie hinter dem von der Brandung umspülten Felsblock,
und in wilder Freude leuchtet ihr Luchsauge, wenn sich auf dem
Rücken der schäumenden Wellen ein schwankendes halbzertrüm-
mertes Schiff erhebt. Ihnen gehören die Tonnen mit Rum, die
schweren Mantelsäcke, die wohlgefüllten Kisten, die reichen Vor-
räthe, ihnen gehört der Schiffbruch mit allen seinen Schrecken,
ihnen die blutige Ernte des Sturmes und die Plünderung der
Leichname.
Die Bewohner der Bretagne sind celtischen Ursprungs und
die der Niederbretagne insbesondere, Kymren oder Breyzards,
stammen von den brittischen Kymren, die, im 5. Jahrhundert
nach Ehr. aus Britannien durch die Angelsachsen vertrieben, sich
auf der Halbinsel Bretagne niederließen, die von ihnen den
Namen hat, und im Gegensatz zu welcher dann die große brit-
tische Insel Großbritannien (1a Grande Bretagne) genannt
wurde. Bei Cäsar heißt dieser Theil des französischen Küstenlandes
Armorica oder Armoricae civitates, d. h. Anwohner des Oceans,
und schon damals fand man, wie zum Theil noch heute, diesel-
den Länderbenennungen in Gallien wie in Britannien (Dergl.
Caesar de hello Call. V. 12). Noch jetzt heißt der innere ge-
birgige Theil der Bretagne Cornwall (Cornwallis), ganz gleich-
lautend mit dem gegenüberliegenden südwestlichen Theile von
England. Auch an Irland werden wir in der Bretagne vielfach
erinnert, wenn wir z. B. die Frau, die hier oft größer und
stärker, als der Mann ist, hart arbeiten und mit Hülfe der un-
gemein kleinen Pferde das Feld bebauen sehen, oder beim An-
blicke der freilich bei allen celtischen und romanischen Völkern herr-
schenden Unreinlichkeit, oder endlich durch die zahlreichen celtischen
Alterthümer, welche sich besonders häufig an der Westküste finden.
Von Brest bis L'orient, Quiberon und Carnac kann man keine
Viertelstunde an der Küste entlang gehen, ohne jene unförmli-
chen Denkmäler anzutreffen, welche aus aufrecht gestellten Stein-