1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Benehmens, womit sie sich auf dem Kontinent breit machen, tref-
fend Continental-Engländer genannt hat. Von Reichenau gibt
es nach allen Seiten Ausflüge zu machen: ins vordere Rhein-
thal, nach Thusis, über den Iulier-Paß nach dem Engadin (dem
Thale des Inn), über den Septimer nach dem Comersee.
Zu Wagen in anderthalb Stunden erreicht man dann das
freundliche Chur (stanz. Coire, romanisch Cuera), welches sich,
der großen Straße nach Italien folgend, rheinabseits nach der
Mündung eines rechten Seitenthales gezogen hat, es liegt näm-
lich an der Plessur, eine halbe Stunde vom Rhein. Von dieser
Hauptstadt des Kantons Graubünden kommt der Ausdruck Chur-
wälsch oder verdorben Kauderwülsch, weil nämlich hier das
Deutsche, welches immer mehr Boden gewinnt, mit dem Roma-
nischen (Ladinischen) zusammenstößt, in den Grenzbezirken aber
bekanntlich immer die Sprache am verdorbensten ist. Wälsch aber
nennen die germanischen Völker auf ihrer ganzen Grenzlinie ge-
gen die Romanen alles Keltische (Gallische), oder Romanische,
wie die Ausdrücke wälsche Confinien (d. h. italienische Grenz-
lünder) in Tyrol, in der Schweiz der Kanton Wallis — wo
das Deutsche und Französische sich scheiden — in Belgien die
Wallonen (Vergl. S. 262), in England Cornwallis und
Wales (stanz. 1s pays de Galles) beweisen.
Kehren wir nach dieser sprachlichen Abschweifung zum Rhein
zurück. Schon vor Chur hat er angefangen, den Fuß der Berge,
die ihn einschließen, mit Geröll zu vergraben und eine Ebene
im Thal auszufüllen, die sich hier beträchtlich erweitert, so daß
unsere Blicke zu beiden Seiten über grüne Teppiche streifen, ehe
sie an dem reichbewachsenen Gebirge hinaufsteigen. Alle Neben-
flüsse des erstarkenden Stromes kommen von Süden, nach wel-
cher Seite sich auch die größten und weitesten Thäler aufschließen.
In der Ebene herrscht der Maisbau und die Obstbaumzucht.
Farbe und Glanz des Buschwerks verräth ein milderes Klima,
die Hügel bedecken sich mit Reben, und vor uns wachsen im
Abenddunkelblau die phantastisch geformten Felsenkronen des
Rhätikon auf, nur bis zum Gürtel mit Laub- und Nadelholz
bewachsen, dann schroff und nackt, mit ausgenagtem Kamm, voll
Nasen und Zacken. Ihnen gegenüber unter Weingärten und reich-
belaubten Abhängen liegt das freundliche Ragatz am Eingänge
der Taminaschlucht, die nach dem berühmten Badeorte Pfäffers
führt. Weitaus gen Norden mögen wir den Lauf des Rheins
verfolgen, bis dann wieder das Thal vom zarten Grau einer
kalksteinfarbigen Felswand geschlossen wird. Der Reichthum des
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