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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 355

1858 - Osnabrück : Rackhorst
355 Benehmens, womit sie sich auf dem Kontinent breit machen, tref- fend Continental-Engländer genannt hat. Von Reichenau gibt es nach allen Seiten Ausflüge zu machen: ins vordere Rhein- thal, nach Thusis, über den Iulier-Paß nach dem Engadin (dem Thale des Inn), über den Septimer nach dem Comersee. Zu Wagen in anderthalb Stunden erreicht man dann das freundliche Chur (stanz. Coire, romanisch Cuera), welches sich, der großen Straße nach Italien folgend, rheinabseits nach der Mündung eines rechten Seitenthales gezogen hat, es liegt näm- lich an der Plessur, eine halbe Stunde vom Rhein. Von dieser Hauptstadt des Kantons Graubünden kommt der Ausdruck Chur- wälsch oder verdorben Kauderwülsch, weil nämlich hier das Deutsche, welches immer mehr Boden gewinnt, mit dem Roma- nischen (Ladinischen) zusammenstößt, in den Grenzbezirken aber bekanntlich immer die Sprache am verdorbensten ist. Wälsch aber nennen die germanischen Völker auf ihrer ganzen Grenzlinie ge- gen die Romanen alles Keltische (Gallische), oder Romanische, wie die Ausdrücke wälsche Confinien (d. h. italienische Grenz- lünder) in Tyrol, in der Schweiz der Kanton Wallis — wo das Deutsche und Französische sich scheiden — in Belgien die Wallonen (Vergl. S. 262), in England Cornwallis und Wales (stanz. 1s pays de Galles) beweisen. Kehren wir nach dieser sprachlichen Abschweifung zum Rhein zurück. Schon vor Chur hat er angefangen, den Fuß der Berge, die ihn einschließen, mit Geröll zu vergraben und eine Ebene im Thal auszufüllen, die sich hier beträchtlich erweitert, so daß unsere Blicke zu beiden Seiten über grüne Teppiche streifen, ehe sie an dem reichbewachsenen Gebirge hinaufsteigen. Alle Neben- flüsse des erstarkenden Stromes kommen von Süden, nach wel- cher Seite sich auch die größten und weitesten Thäler aufschließen. In der Ebene herrscht der Maisbau und die Obstbaumzucht. Farbe und Glanz des Buschwerks verräth ein milderes Klima, die Hügel bedecken sich mit Reben, und vor uns wachsen im Abenddunkelblau die phantastisch geformten Felsenkronen des Rhätikon auf, nur bis zum Gürtel mit Laub- und Nadelholz bewachsen, dann schroff und nackt, mit ausgenagtem Kamm, voll Nasen und Zacken. Ihnen gegenüber unter Weingärten und reich- belaubten Abhängen liegt das freundliche Ragatz am Eingänge der Taminaschlucht, die nach dem berühmten Badeorte Pfäffers führt. Weitaus gen Norden mögen wir den Lauf des Rheins verfolgen, bis dann wieder das Thal vom zarten Grau einer kalksteinfarbigen Felswand geschlossen wird. Der Reichthum des 23 *
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