1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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varienberge auf 50 Schiffen hinüber und bedeckte damit diesen
Platz. Der Campo Santo wurde später mit einer Säulenhalle
umgeben, die viele Frescogemälde der ältesten Meister Italiens
und viele durch Kunst und Alterthum merkwürdige Denkmäler
enthält.
Von dem Hungerturm, in welchem 1288 Ugolino ver-
schmachtete (vgl. Dante's Inferno, Gesang 33), sind noch Trüm-
mer vorhanden. — Daß es in Pisa sehr still sei, ist schon oben
erwähnt; von Handel und Gewerben vernimmt man nicht viel,
von der Universität ist nur noch ein Rest in Pisa verblieben,
indem die Hauptbestandtheile nach Siena verlegt sind. Die Zahl
der Professoren und der Studierenden vermindert sich von Jahr
zu Jahr. Auch das Stillstehen der Bevölkerung, die in den letz-
ten 5 Jahren sich fast gar nicht vermehrt hat, beweiset schon,
daß Pisa keine Stadt regen Lebens ist. Daß aber auch die Luft
ungesund sei, wie in einigen geographischen Büchern behauptet
wird, ist durchaus unrichtig; vielmehr wird ja die Stadt wegen
ihres milden, gleichmäßigen Klimas von fremden Familien zum
Winteraufenthalt gewählt, wenn diese auch bei weitem nicht so
zahlreich sind, wie in Nizza.
Durch Eisenbahnen ist Pisa jetzt mit Lucca, Florenz und
Livorno verbunden. Vom Herausgeber.
4. Wahl und Huldigung des Papstes Pius Ix.
Papst Gregor Xvi. war gestorben, sein einbalsamierter Leich-
nam auf dem hohen Paradebette in der Mitte der Sixtinischen
Kapelle drei Tage lang ausgesetzt, sodann in den St. Peters-
dom getragen und in einer der Seitenkapellen so aufgestellt
worden, daß die Füße durch das Eisengitter in den Gang des
Hauptschiffes hinausragten. Hierher drängte sich nun die gläubige
Menge zum letzten Fußkusse. Während dieser Zeit wurde unter
dem hohen Gewölbe des St. Petersdomes ein mächtiger Kata-
falk in Form eines griechischen Tempels erbaut, über welchem
auf achtseitigcm Fußgestelle sich die Bildsäule der Religion erhob,
während an den vier Säulen des Tempels vier kolossale weib-
liche Figuren standen, die Mildthätigkeit, Klugheit, Mäßigkeit
und Staatsweisheit darstellend. Vier etwa 50 Fuß hohe Stand-
leuchter an den vier Ecken der Stufen, welche zum Tempel hin-
aufführten, trugen in drei Reihen eine außerordentliche Menge
großer Wachskerzen, welche mit den Kerzen über dem Dache ge-
meinschaftlich die Figur der Religion mit dem stärksten Lichtglanze