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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 387

1858 - Osnabrück : Rackhorst
387 von hier strahlenförmig dem Prado zulaufen. Prado — von pratum die Wiese, wovon auch der Prater bei Wien seinen Namen hat — heißt hier der Hauptspazierplatz, der in fast allen übrigen Städten Spaniens Alameda genannt wird. — An der Puerta del Sol concentriert sich der Herzschlag der Stadt: hier ist die Hauptwache, hier beginnt eine Reihe eleganter Mieth- wagen, hier stehen zahlreiche Aguadoren (Wasserhändler) mit ihren blanken messingenen Wassertischchen und rufen ihr „agua“ (Was- ser), hier steht vor allein eine Schaar Pflastertreter, Langweiler und Bummler. Abends, wenn die Zeit der Prado - Promenade gekommen ist, strömt hier die schöne und die elegante Welt vor- über; durch die breite Alcalastraße, eine der schönsten der Welt, gelangen wir an die achtfache Allee des Prado. Wie es in Frankreich heißt: „Paris ist Frankreich," so sagt man hier sehr bezeichnend: „der Prado ist Madrid." Wenn die heißen Strahlen der Sonne verglommen sind, so eilt alle Welt zum Prado, selbst die Kinder nicht ausgenommen. Der mittlere Weg ist für die Wagen Vorbehalten, die iin Schritt beständig auf dem kleinen Raum auf- und abfahren und nach den Spa- zierengehenden schauen. Reiter galoppieren dazwischen, Dragoner erhalten die Ordnung. Aber die elegantesten Damen von Ma- drid sitzen dem eisernen Gitter entlang, welches die Fahrbahn begrenzt, dieser den Rückern zuwendend und von den Strahlen des Mondes weniger, als von 100 Gasflammen beleuchtet, die über ihnen flammen. Hier drängen sich elegante Herren und Damen in dichten Schaaren vorüber, schauend und beschaut. Auf der entgegengesetzten Seite eine neue Reihe Sitzender und so allmählich abnehmend in den Parallel-Alleen bis zu den fernen Häusern, von denen die Buden der Aguadoren herüberleuchten. In der Nähe dieser bewegt sich die Jugend, Mädchen tanzen Ringelreihen, Knaben balgen sich und die kleinern fahren in nied- lichen Wägelchen, von Schafen, Ziegen und Pudeln gezogen, während um die Fontänen herum die allerkleinften in den Ar- men der Ammen kreischen und jubeln. Die warme Sommernacht, der klare Sternenhimmel, die reizend geputzten Frauen, das Ge- flüster ringsumher, alles dieses macht einen bezaubernden Ein- druck. Aber traurig ist der Gedanke, daß der größte Theil dieser spanischen Jugend durchaus unfähig erscheint, etwas anders zu thun, als sich elegant zu kleiden und von faden Dingen zu plaudern. — Madrid ist keine alte und keine neue Stadt; sie hat in ihrer Bauart nichts charakterisch spanisches, sie könnte auch in 25 *
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