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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 388

1858 - Osnabrück : Rackhorst
388 Frankreich oder Italien liegen, ohne als Ausländerin Aufsehen zu erregen; auffallend aber ist die Abwesenheit großer und im- posanter Kirchen. Die öde und unmalerische Lage von Madrid ist bekannt und in dieser Beziehung ist es wohl mit Versailles, der ehemaligen Residenz der französischen Könige, verglichen wor- den. Was Madrid zur Residenz geeignet macht, ist seine Lage fast im Mittelpunkte des Reiches; aber bei den mangelhaften Straßen, namentlich zur Winterzcit, ist es einer Insel zu ver- gleichen, die man erst nach langen Mühseligkeiten und Gefahren erreicht. Uebrigens ist ihm auch der Rang einer Hauptstadt schon oft streitig gemacht, und vor Philipp Ii. wurde das Hoflager und die castilischen Cortes nur bisweilen in Madrid gehalten; in frühem Zeiten war Toledo längere Zeit Sitz der Regierung und nach dem Tode Philipps Ii. wurde er auf einige Jahre nach Valladolid verlegt. Doch zog Philipp Iii. nach Madrid zurück um 1606, und seit jener Zeit ist Madrid Haupt- und Residenz- stadt geblieben. Zur Maurenzeit war sie unbedeutend und wenig genannt; damals hieß sie Magerit, was den ehemaligen Wasserreichthum dieser Gegend bezeichnen soll. Dies klingt fast unglaublich; denn Madrid ist diejenige Stadt Europas, wo auf das Individuum die geringste Quantität fallenden Wassers *) trifft, und auf die nächste wasserarme Stadt kommt noch dreimal so viel. Madrid hat kein Wasser, darum keine Gärten, keine Land- häuser, keine Früchte, keine Fabriken, keine Gewerbe;'darum sind die Lebensmittel theuer und schlecht, die Luft ungesund. Aber der Manzanares? — Obgleich er im Winter bisweilen stark anschwellen soll, so ist er im allgemeinen doch sehr unbedeutend und, als möchte er sich nicht sehen lassen, schleicht er in dünnen, schmutzigen Streifen um die Stadt herum. An seinen Ufern ha- den die zahllosen Waschweiber ihr Lager aufgeschlagen, die unter unbeschreiblichem Geschnatter mit dem schmutzigen Manzanares- wasser waschen. Unerträglich wird dieser Wassermangel bei der Gluthitze eines spanischen Sommers, welche z. B. 1852 in Madrid auf 360 Maumur stieg, wobei aber die Winterkälte auch oft bedeu- tend und anhaltend ist, daher das Sprüchwort, in Spanien sei 9 Monate Winter und 3 Monate Hölle: nueve meses de in- vierne y tres de infierno. Dies gilt wohl hauptsächlich von der Hochebene beider Castilien, Andalusien hat eine fast afrika- nische Wärme und Granäda ist wegen seines Frühlingsklimas von Dichtern gepriesen. ) Vergl. S. 76.
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