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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 431

1858 - Osnabrück : Rackhorst
431 die Wittwe in ihrer Trauer. Denn die Jahrhunderte, welche auf ihr liegen, die vor Alter sinkenden Oelbäume, die Grabmäler mit den weißen Steinen, die durchlöcherten Felsen, das zerstreute Gemäuer und alle Schwere der Erinnerungen mahnen genugsam an die Last von Begebnissen und Verlusten, die sie schon in Zeiten, wohin kaum das Denken der Geschichte reicht, getragen; und der Fremdling vermeint darum, es sollte stille sein in ihrer Mitte, und die Menschen auf ihren Gassen sollten mit verhüllten Häuptern wandeln. Aber auch dieses Trauerhaus von Jahrhun- derten ist vom Getümmel irdischen Treibens nicht verschont, und wo man nur stumme Klage erwartet und frommes Sehnen, drängen sich Käufer und Verkäufer, zudringliche Führer und gie- riges Gesindel. „Sehen Sie," sagte mein Führer, „dieser Weg, der zur Grabeskirche führt, ist die via äolorosa." Und auch auf dem Schmerzenswege dasselbe Getreibe. Dieser Raum hat den Heilig- sten gesehen in aller seiner Schmach, ihn, den Verurtheilten und Leidenden, den Dorngekrönten und unter der Last des Kreuzes zum Tode Geführten! Welch' geweihte Erinnerungen sind mit diesen Steinen eingebaut, wie viel tausend Herzen seit Konstan- tin's und Helena's Zeiten haben über diesen Anblick geblutet, sind von diesem Anblick getröstet wieder von dannen gezogen! Was willst du klagen, kleine Seele? Was ist doch all' dein Leid gegen den Jammer, der auf dieser Bahn der Schmerzen und Erniedrigungen von dem Edelsten aller freiwillig ist getragen worden! Da wollte mich der Gedanke eben in die Heimat füh- ren, als mein Begleiter mich aus meinen Träumereien mit den Worten weckte: „Dort im Süden liegt Bethlehem." — Beth- lehem, die kleinste unter den Städten in Juda! sie liegt so gott- geliebt und friedlich auf dem Berge, und die hohe Sonne schaut so ruhig aus sie, daß ich mich keines Ortes entsinne, der mit solcher Anmuth solche Majestät verbände. Dort zur Linken dehnt sich das Thal der Hirten; eng und still liegt es zwischen den Bergen, und nur wenige Bäume bekränzen seinen Saum. Dort haben in der heiligen Nacht die Heerschaaren des Himmels zuerst den Aermsten unter dem Volke das neue Heil verkündet. Viele Klöster erheben sich über die Häuser von Bethlehem, und die Kuppel, welche am höchsten hervorragt, gehört der durch die Kaiserin erbauten Kirche an, welche über der heiligen Grotte steht, da Christus geboren ist. Nahe bei Bethlehem liegt der Frankenberg. Als die Ueber- macht der Saracenen den Christen die heiligen Stätten wieder
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