1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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früh gewonnenen Cultur geblieben sind, wie kein anderes
auf der Erde.
Nur ein einziger Gegensatz herrscht bei ihnen vor, der des
Nordens und des Südens, des Tief- und des Hochlandes; die-
ser bringt ihnen die größten Contraste im Klima und die poli-
tischen Stürme, die jedesmal Millionen Menschen kosten. Wenn
dieser Gegensatz zur Ruhe gebracht ist, wie seit der Mandschu-
Dynastie, dann herrscht tiefer Frieden im Lande bis zu einer
neuen Katastrophe, die sich immer wieder im Norden vorbereitet,
wie daher auch alle Hauptstürme der Atmosphäre kommen. Nie
ist, soweit unsere Kenntniß reicht, China von Süden oder Westen
her in Unruhe gebracht worden.
Nur vom Norden her ist China's Boden für Landheere
einigermaßen zugänglich, von den andern Seiten gar nicht; seine
leichte Wassercommunication hat es gemacht, daß dieser unge-
heuren Länderstrecke alle Landcommunicationen sparsam zugetheilt
sind, wenn sie auch nicht gänzlich fehlen. Die Nähe um Peking
und ein paar Gebirgspässe zwischen Canton und Kiang-st, die
beengten Passagen nach Tibet hin, und einige Kaiserstraßen aus-
genommen, hat China wenige oder keine Landstraßen, keine
Wirtshäuser. In sehr vielen Provinzen ist es für eine Armee
unmöglich nur einzudringen, weil durchaus nur enge Fußpfade
hindurchführen. Dies erfuhr einst eine holländische Gesandtschaft
zu ihrer großen Beschwerde, als sie zu Lande nach Peking reisen
mußte, weil die Flüsse mit Eisschollen gingen.
So lange die Horden des trockenen, wasserarmen Hochasiens,
die Mongolen, wie die Mandschu nur ihre Landheere, Reiter-
schaaren hatten, konnten sie bei aller Tapferkeit von ihrer Seite
und aller Feigheit von Seiten der Chinesen noch nicht zum
völligen Besitze von China gelangen. Der oceanische Küstenstrich
blieb in der Gewalt der ältern Beherrscher, ihrer Parteien oder
deren Corsarenflotten, die bis Ende des Jahrhunderts sich darin
erhielten und überall tief landeinwärts ihre feindlichen Einfälle
machen konnten. Die Mongolen wie die Mandschu mußten es
lernen Flotten zu bauen. So mußten die Sieger immer zu den
Besiegten in die Lehre gehen. Es wurde politische Maxime des
Hofes von Peking, den Contrast zwischen den Sitten der Hoch-
länder und Tiefländer, der Continentalen und der Wassermänner,
zu verwischen, die Sitten und Gebräuche der harten, unbiegsamen
Nordländer mit denen des weichlichen Südvolkes zu verschmelzen
und so sich diesen durch Vermischung des Blutes, der Lebens-
weise, der Tracht, der Gesetze u. s. f. zu nähern. Sowie aber