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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 455

1858 - Osnabrück : Rackhorst
455 die Macht der tatarischen Herren und der Glaube an ihre eigene Sicherheit wuchs, pflegten sie diese wieder zu vernachlässigen und so den alten Groll zwischen beiden Parteien zu nähren, der nie aufhörte. Auch die jetzige Dynastie, glaubt man, wird dem Schicksal der frühem aus gleichem Grunde nicht entgehen. Das chinesische Land bildet zwar wie das Volk eine große uniforme Masse, beide jedoch sind wieder auf gleichförmige Weise in unzählige kleinere Gruppen insuliert, getheilt, von einander getrennt: die Menschen durch den Egoismus, den Rang, die Verschiedenheit der Religionen und den Mangel des geselligen Umganges; das Land durch die unzähligen Kanäle und Wasser- strecken. Inwiefern hier gegenseitiger Einfluß stattfinden konnte, bleibe dahin gestellt; merkwürdig ist es aber, daß sich hier keine dieser Menschengruppen um die andere kümmert. Die Mittel- gruppe des Ganzen, das große Delta zwischen dem Hoangho und Iantsekiang und seine Peripherie, zeichnet sich dadurch beson- ders aus, daß in ihm, dem Sitz der ältesten Cultur, auch die gebildete chinesische Sprache am reinsten gesprochen wird. Sie ist die gelehrte Sprache des ganzen Reiches und stieg zu diesem Rang als Hofsprache in der Südresidenz Nanking. Die andern Provinzen sprechen entweder wirklich von ihr ganz verschiedene Hauptsprachen, oder die vulgäre chinesische Volkssprache, die in jeder Provinz verschieden ist, weil sie durch articulierte Worte nicht geschrieben wird. So verstehen die Bewohner von Peking eben darum, weil diese Sprache in beständiger Schwankung ist, die von Cantón oder Fokien nicht, und dies ist ein neuer Grund, der die Völkergruppen in China noch mehr isoliert. Die Volkssprache soll in so außerordentlicher Verschiedenheit schon von einem Orte zum andern, ja oft von Dorf zu Dorf ftattfinden, und dies scheint wohl eben mit in der insularischen Lage derselben seinen Grund zu haben. Denn ein großer Theil des chinesischen Continentes ist in der That einem Archipel mit unzählbaren, dicht aneinander gedrängten Flachholmen zu ver- gleichen, deren Bewohner schon darum, wie alle Insulaner, mehr der Selbstgenügsamkeit und dem Egoismus ergeben sind. Es gibt daher keinen größeren Contrast, als die immer wiederkehrende Unterjochung dieses insularischen Volkes durch ein Nomadenvolk aus einem Hochlande des trockensten Klimas der alten Welt; daher die schroffsten Gegensätze von Weichheit und Härte, von Verfeinerung und Barbarei, von Civilisation und Wildheit, von Unterwerfung und Despotie, von Feigheit und Trotz. Nach Ritter's Erdkunde.
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