1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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zu wenig angebaute Ebene Metidscha, diese afrikanische Lom-
bardei, mit ihren weißglänzenden Städtchen und Dörfern und
den schneebedeckten Bergen des Atlas im Hintergründe.
Der maurische Charakter der Stadt, die engen Straßen und
seltsamen Häuser, beide dem Klima angemessen, schwindet immer
mehr und macht den langweiligen, casernenartig regelmäßigen
Häusern der civilisierten Welt Platz, nur das platte Dach ist
fast überall geblieben. Durch Niederreißen vieler Häuser und Er-
breiterung der Straßen hat die Stadt viel von ihrer Eigenthüm-
lichkeit verloren; daher ist die Schilderung, welche der durch den
Feldzug nach der Krim bekannte französische Marschall St. Ar-
naud, noch als Lieutenant, im Januar 1837 entwarf, heute
wohl nicht mehr ganz zutreffend, aber charakteristisch.
„Welch ein Anblick!" — so schreibt er auf der Rhede von
Algier. „Denke dir ein wie ein umgekehrtes Trapez geformtes
Amphitheater in weißer Kreide mit regelmäßigen kleinen schwar-
zen Flecken. So sieht Algier aus, selbst ganz in der Nähe. Die
weiße Kreidemasse sind die Häuser, die jedes Jahr ganz frisch
geweißt werden, ein Haus über dem andern stehend und hoch
über ihnen allen die Kasbah oder Kasaba (der alte festungs-
artige Palast des Dey); die kleinen schwarzen Linien sind die
Fenster. Die Küste ist bewunderungswürdig schön; rechts die
weiten Gärten des Ex-Dey, durchschnitten von langen Gängen,
wie die Decoration eines Guckkastens; an der Spitze des Caps,
das die Franzosen 1830 umschifften, um die Landung in Sidi-
el-Feruh westlich von Algier zu bewerkstelligen, erhebt sich das
Fort Taxis; links das neu erbaute Kaiserfort, welches die Stadt
beherrscht. Auf der äußersten Linken der Bai erhebt sich abermals
ein Fort. Zwischen diesem Fort und Algier, auf einer Fläche von
beinahe 6 lisuos, steht das Mustapha-Lager, die maison carree
(ebenfalls ein befestigtes Lager) und das Lager von Cuba, alles
amphitheatralisch angelegt und mit Landhäusern besäet, umgeben
von Palmen und Orangenbäumen und Aloehecken, die Häuser
gleich Spitzen ä jour (d. h. durchsichtigen Spitzen) gefaßt, Bäume
und Wiesen im frischesten Grün, die Mandelbäume in voller
Blüte, neben dem Kraut, das die Sonne gestern gesäet, das
Kraut, welches heute schon Keime treibt."
Wenn erst die jetzt in Aussicht gestellten Eisenbahnen, welche
die Haupthäfen unter sich und mit dem Innern verbinden sollen,
vollendet sein werden, so wird voraussichtlich der Ackerbau und
der Handel Algeriens einen bedeutenden Aufschwung nehmen,
und dadurch die Civilisation und das Christenthum mit seinen