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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 489

1858 - Osnabrück : Rackhorst
489 Rancho *) die ungeheuere Naturscene an mit einem aus Grauen und Bewunderung gemischten Gefühle. Wie zahm erscheint ihm in solchen Augenblicken der Naturcharakter seiner Heimat! Wie matt sind die meteorischen Scenen des Nordens neben den Ge- wittern der Aequatorialzone! Die Schönheit des Tropenhimmels in den fast immer kla- ren Nächten wird von allen Besuchern der heißen Zone mit Enthusiasmus gepriesen. Er ist unendlich reiner und herrlicher während der Regenzeit, wo sich die schwebenden Dünste Nieder- schlagen, als in der trockenen Jahreszeit, wo ihm das tiefe Blau, die durchsichtige Reinheit fehlt. Sonst ist in der That schwer zu sagen, in welchem Stadium des Erdumschwunges der Anblick der hohen Kuppel am reizendsten sei. Wie lieblich auch das Bild eines sonnigen Morgens, wie prächtig der Mittaghimmel in seinen mächtigen Wolkengehängen erscheint, so wirkt doch das mildere Gemälde einer Nacht, wo durch den gebrochenen Schirm der Palmen und Mimosen der Silberschein der Mondsichel zit- tert, auf manchen Naturfreund noch viel anziehender. Auch die Nächte, die kein Licht unsers Erdtrabanten, sondern nur Sternen- schimmer verklärt, haben ihren eigenen Reiz. Wohl ziemlich allgemein ist die Thatsache bekannt, daß, wie die hohe Scala der Andes am Aequator von der heißen Region der Tiefebene bis zur Höhe des ewigen Schnees die Haupt- formen fast aller Pflanzenfamilien der Erde darbietet, so auch der Himmel hier dem Beschauer den Anblick all' der glänzenden Sternbilder gönnt, die zwischen beiden Polen im Weltraum krei- sen. Zu den Sterngruppen des Nordens und des Thierkreises gesellen sich die Gestirne der südlichen Hemisphäre, deren Anblick dem nordischen Reisenden schöner vorkommt, vielleicht weil ihm derselbe neu ist. Wer die südlichen Sternbilder nur aus der Beschreibung kennt, den ergreift ein eigenes Gefühl, wenn er jede der ein- zelnen Gruppen von Himmelskörpern, die er früher nur in mat- ter Zeichnung auf dem Papier gesehen, nun zum erstenmal am Horizont selbst leuchten sieht. Sein Auge sucht vor allem das berühmte südliche Kreuz, von welchem Dante zu einer Zeit, wo es den Astronomen noch völlig unbekannt, im prophetischen Geiste sprach, und dessen erster Anblick unfern Humboldt mit so hoher Begeisterung erfüllte. Dante in seinem Purgatorio (Canto I.) sagt *) Ein Rancho (spr. Rantscho) ist eine Hütte ohne Wände mit sechs Pfählen und einem Blätterdach von Palmen und Pisangs.
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