1858 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Lansing, Franz, ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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(nach der Übersetzung des Philalethes d. i. König Johann von
Sachsen):
Ich wandt' zur Rechten mich, den Sinn gerichtet
Zum andern Pol hin, und sah dort vier Sterne,
Die niemand als das erste Paar noch wahrnahm.
Der Himmel freute, schien's, sich ihrer Flämmchen.
O arktische, verwais'te Erdengegend,
Da dir versagt ist, jene zu betrachten.
Die Erklärer des großen Sängers streiten sich darüber, ob
diese Worte nur aus seiner Phantasie gekommen, oder ob viel-
leicht Dante durch Marco Polo, der im Jahre 1295 von
seinen bis Java und Madagascar ausgedehnten Reisen zurück-
gekehrt war, von dem besondern Glanz des südlichen Kreuzes
gehört habe. — Humboldt sagt im »Kosmos", daß vor 4750
Jahren wegen anderer Lage der Ekliptik das si'idliche Kreuz bis
an die Küsten der Ostsee sichtbar gewesen, aber zu Dante's Zeit
sicher längst nicht mehr. Seine Hauptsterne bewegen sich zum
Theil in ungleichen Richtungen auseinander, und es wird des-
halb in einigen tausend Jahren bedeutend an Schönheit ver-
lieren.
In der Nähe des südlichen Kreuzes stehen die Nebelflecken,
welche das Teleskop in Haufen von Sternen mit verschiedenen
Farben, roth, blau, grün, auflöset, während im Süden desselben
Sternbilds jene »Kohlensäcke" erscheinen, die leeren Stellen am
Himmel, welchen die Sterne gänzlich fehlen, und deren Anblick
schon den berühmten Weltsegler Americus Vespucius mit Ver-
wunderung erfüllte. Der Lichteffect und die Schönheit des süd-
lichen Kreuzes, jener wunderbar gruppierten Sterne erster, zwei-
ter, dritter, vierter und fünfter Größe, wird offenbar gehoben
durch die Nachbarschaft der dunklen, rätbselhaften »Kohlensäcke",
die sich zu beiden Seiten mit unergründlicher Tiefe in die schmale
Milchstraße einsenken.
Die Reinheit der tropischen Atmosphäre im Vergleich zur
nordischen weiß man beim Anblick bekannter Sternbilder, wie
des Orion, zu würdigen. Wie viel schöner leuchtet dieses präch-
tige Sternbild in der Aequatorialzone vom tiefblauen Horizont,
als bei uns im Norden. Selbst den Indianern des Südens, die
nicht wie der Nordländer denkend und forschend, sondern mit
dumpfem Träumen den nächtlichen Himmel betrachten, sind der
hellstrahlende Gürtel und der Kopf dieses Sternbildes bekannt,
welches die Araber den »Riesen" nannten.
Auch der bekannte »Sternenkönig", der auf der Nase des