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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 33

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kulturstufen. §. 12. 33 tí)um leben von Jagd oder Fischfang, sie müssen die Mittel zu jener Befriedigung immer wieder von neuem erwerben, während die Völker mit Eigenthum nur die Früchte, den Ertrag ihres Besitzes genießen, das Kapital aber ungeschmälert bebakten. Diese letzteren sind, je nachdem ihr Eigenthum entweder in gezähmten Thieren, deren Milch und Fleisch sie genießen,- besteht, oder in dem durch Arbeit veredelten Boden, theils Wandervölker oder Nomaden, theils ansäßige Völker. Die erstern stehen also den Völkern ohne Eigenthum näher, in sofern auch sie keinen festen Wohnsitz haben. Die Ansäßigen verbinden mit dem Anbau des Bodens, als ihrer Hauptnahrungsquelle, zugleich die Beschäftigun- gen der Naturvölker: Jagd, Fischfang, Viehzucht, in sofern es die Beschaffenheit ihres Landes gestattet. Bald beschränken sie sich nicht mehr auf die blos unmittelbare Benutzung des Ertrages ihres Besitzthumes, sondern es tritt das Handwerk hinzu, um die na- türlichen Producte den mannichfaltigsten Bedürfnissen anzupassen, und wenn die Quantität des Ertrages das eigene Bedürfniß über- steigt, so führt der Handel den Ueberflnß an Producten der Natur und des Gewerbfleißes andern Völkern zu, und tauscht dafür fremde Erzeugnisse ein. Die höchste Stufe der Cultur erreicht ein Volk aber erst dann, w.enn neben der Befriedigung der materiellen Be- dürfnisse auch ein geistiges in ihm erwacht ist, und wenn es gelernt hat, diesem durch Wissenschaft und Kunst zu genügen. Gleichwie Westasien der geographische Mittelpunkt des Menschen- geschlechtes ist (s. S. 27), so ist es auch die Wiege der Cultur (vgl. 2. Abschnitt, D). Diese verbreitete und entwickelte sich vorzugsweise unter dem Klima der gemäßigten Zone, welches den Menschen durch den raschen und vielfachen Wechsel der natürlichen Verhältnisse (Temperatur, Jahreszeiten) zu einem beständigen, aber erfolgreichen Kampfe mit der Natur auffordert, die sich hier ihre Gaben nur abringen läßt. Dagegen fordert die verschwenderische Natur der tropischen Welt gar nicht zur Anstrengung auf und läßt den Menschen in Unthätigkeit versinken und erschlaffen, und in der kalten Zone kämpft der Mensch zwar auch mit der Natur, aber ohne besondern Erfolg, einen verzweiflungsvollen Kampf. Daher sind die Südcontinente und die durch ihre bedeutende vertikale Erhebung fast polarartigen Regionen Mittelasiens der Hauptschauplatz des Nomadenlebens, wähbend die Bewohner Europas, Nord- und Mit- telamerikas, West-, Süd- und Ostasiens säst ausschließlich ansäßige Völker sind. Mit der Culturstufe hangen auch die staatlichen Verhält- nisse der Völker zusammen. Die Wandervölker mit und. ohne Eigenthum bilden keinen Staat, sondern leben unter der patriarcha- lischen Leitung eines Familienältesten oder Häuptlings. Nur bei den ansäßigen Völkern bilden sich nach bestimmten Gesetzen orga- Pütz, Lehrbuch d. vergl. Erdbesch. 4. Aun. 3
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