1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Klima und organische Natur in West- und Nordasien. §. 16.
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Dekan sich erhebende, (bis 8000') hohe Gebirgsinsel (das Aligerri-Ge-
birge) zeichnet sich insbesondere durch ein äußerst heilsames Klima aus
und dient dep klimakranken Europäern als Genesungsstation. Die chine-
sischen Voralpen sind die Region der so wichtigen Theecultur und
des Rhabarbers.
e. In Vorderasien (westlich vom Indus) haben sowohl
die Hochebenen als die Tiefebenen, weil sie durch Küsten- und
Randgebirge den oceanischen Einflüssen unzugänglich sind und con-
tinentale Bewässerung mangelt, ein trockenes, fast afrikanisches
Klima. Dies gilt namentlich von dem Innern des Plateau von
Iran, dem syrisch-arabischen Tieflande, zum Theil auch von der
Scheitelfläche Anatoliens, ganz besonders aber von dem arabischen
Hochlande, welches ganz den Steppencharakter und die Vegetations-
armuth des benachbarten Afrikas theilt. Hier finden sich daher
auch dieselben Erscheinungen in der Thierwelt, wie in Afrika, na-
mentlich sind die Steppen Arabiens und Syriens die Heimat des
Straußes, der Gazelle, des Löwen, der Hyäne u. s. w., das Ka-
meel dient hier ebenso gut als Schiff der Wüste, wie dort. Selbst
die Küstcnlandschaften Irans, Turans und Arabiens haben trotz
der Nähe des Meeres, wenn sie nicht durch ihre Höhe abgekühlt
und durch Süßwasser befeuchtet werden, wie im glücklichen Arabien,
das heiße, dürre Klima. Dagegen erfreuen sich die hochliegenden
Terrassenlandschaften der Randgebirge Irans, die des Libanon
und Anatoliens, wo die beiden zuletzt genannten Bedingungen
der Fruchtbarkeit vorhanden sind, eines bedeutenden Vegetations-
reichthums. Den Uebergang von der continentalen Natur des
Orients zu der oceanischen des Occidents bilden die klimatischen
Verhältnisse und die Erscheinungen in der Thier- und Pflanzenwelt
des Caucasus, Armeniens und des nördlichen Kleinasiens, wo schon
europäische Bodencultur und die größere Verbreitung europäischer
Hausthiere beginnt.
ck. Die nördliche Region oder Sibirien vereinigt nicht
nur durch ihre nördliche Lage, zum Theil jenseits des Polarkreises,
sondern auch durch ihre plastische Conftruction: das Offenliegen
gegen das Eismeer, woher kalte Nordwinde wehen, die Abge-
schlossenheit gegen Süden durch hohe Gebirgswälle, die fast über-
mäßige Bewästerung, alle Bedingungen eines langen und strengen
Winters. Diesem folgt ein zwar kurzer, aber sehr heißer Sommer,
in welchem die Sonne für den nördlichen Theil gar nicht untergeht
und die Früchte schnell zur Reife gedeihen. Doch nur der südliche
Theil der sibirischen Ebene (höchstens bis zum 60. 0 n. Br.) ent-
hält culturfähigen Boden mit Getreidefeldern, Waldungen und Wei-
den; weiter nördlich breitet sich ein mit Salztheilen untermischter