1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
00 Die sog. Colonialbesitzungen der Chinesen. Jli. Tibet. §. 19.
welche ihre eigenen Häuptlinge und Fürsten haben, oder, wie die
Khalkas, unter einer Art von Hohepriester stehen und dem Kaiser
einen jährlichen Tribut in Pferden, Kameelen, Schafen und andern
Thieren oder deren Häuten entrichten, wogegen sie aber Geschenke
erhalten, 'damit sie in Unterwürfigkeit bleiben. Das Land ist eine
Hochebene, der es fast ganz an Holz und Wasser fehlt, die Mitte
derselben nimmt die Wüste Gobi (s. S. 51) ein. Die Bevölke-
rung ist ebenso schwach, wie in der Mandschurei (2 Mill.).
Iv. Das westliche Centralasien (Jli).
Das westliche Centralasien zu beiden Seiten des Himmelsge-
birges (dessen Nord- und Südfuß in großer Entfernung vom Meere
vulkanische Erscheinungen darbieten, während in der Regel die
Meeresnähe die Vulkane begleitet) besteht aus dem Dsungaren-
Lande, als der nordwestlichen Grenzmark des chinesischen Reiches,
und aus Ost-Turkestan mit der ansehnlichen ädaudelsstadt Kasch -
ghar (80,000 E.?).
V. Das südliche Centralasien oder Tibet.
Die Nordseite der Mittel- und Oftgruppe des Himalaya nimmt
die wellenförmiges (13,000—14,000' hohe) Landschaft des öst-
lichen oder eigentlichen Tibet ein. Dieselbe liegt zwischen dem
Kuenlun im N. und dem Himalaya im S., wird aber von einem
mittleren Gebirgszuge in eine nördliche und eine südliche Zone von
Plateaulandschaften getbcilt; die nördliche ist so gut wie unbekannt,
in der südlichen (Südtibet) liegt an einem Nebenflüsse des obern
Brahmaputra die seltsame Hauptstadt Tibet's, L'hassa, die Residenz
des Dalai-Lama.
Das tibetanische Hochland ist fast die Hälfte des Jahres mit Schnee
bedeckt, während in der andern Hälfte die Hitze stark genug ist, um Ge-
treide zur Reife zu bringen. Die Thierwelt des Hochlandes wird
gegen die Kälte des Klimas durch ein ungewöhnlich dichtes Haar ge-
schützt, namentlich liefert die Bekleidung des tibetanischen Schafes den
Stoff zu den berühmten Geweben, die von Kaschmir (s. S. 70) aus in
den Handel kommen. — Das Volk zerfällt in zwei völlig getrennte
Stände: einen weltlichen, dem die Arbeit und überhaupt die Sorge
für alle weltlichen Bedürfnisse überlassen ist. und eine ganz hierarchisch
geordnete Geistlichkeit, welche für die geistige Wohlfahrt des gesamm-
ten Volkes allein zu sorgen hat. Das geistliche Oberhaupt der Tibe-
taner ist der Dalai-Lama, die Militärgewalt haben zwei in L'hassa re-
0 Nach H. Schlagintweit ist Tibet kein Plateau, sondern ein wellenför-
miges Land.