1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Himalayalandschaften. §. 22.
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2. Einheimische Staaten, welche in Folge von Verträgen
in verschiedenem Grade der Abhängigkeit von den britischen Be-
hörden stehen, im Ganzen 30,000 □ M. mit 50 Mill. E.
In den - Schutzstaaten unterhält die britische Regierung kein stehen-
des Heer, übernimmt aber ihre Vertheidigung im Falle eines Krieges,
wofür einige einen regelmäßigen Tribut zahlen, andere nicht. Alle haben
das Recht der Selbstvertheidigung und der Unterhandlung mit andern
Staaten ausgegeben. Einige müssen der britischen Regierung im Falle
eines Krieges Truppen zur Verfügung stellen.
Verfassung.
Nachdem die politische Existenz der englisch-ostindischen Compagnie
1858 ausgehört hat, steht an der Spitze der gegenwärtigen Regierung
Ostindiens ein Generalgouverneur in Calcutra, unter dessen unmittelbarer
Verwaltung Audh, Nagpore, Pegu, Assam stehen, während Bengalen,
die Nordwestprovinzen und das Pendjab von seinen Lieutenant-Gouver-
neurs verwaltet werden. Bombay und Madras haben besondere Gou-
verneure, die aber auch in einigen Beziehungen vom Generalgouverneur
und von dessen Rathe abhängig sind.
Ein besonderes Verdienst haben sich die Engländer um die Indier
erworben sowohl durch Einführung einer ordentlichen Rechtspflege,
als durch wesentliche Verbesserung des Volksunterrichtes, wie des
höhern Schulwesens.
Uebersicht dev einzelnen Theile des britischen Vorder-
indiens.
Das Festland von Indien zerfällt in die Alpenlandschaften
des Himalaya, in Hindostan und in die Halbinsel Dekhan.
Dazu kömmt die Insel Ceylon.
A. Die Himalayalandschaften hahen trotz ihrer bedeutenden
Ausdehnung und zum Theil großen Fruchtbarkeit doch nie eine erhebliche
politische Bedeutung gewonnen. Die Zerrissenheit des Landes durch
die Bergketten, die weite Entfernung des Westens vom Osten (auf 17
Längengradei:) verhinderten ihre Vereinigung zu einem mächtigen Staate,
und so geriethen sie leicht in die Abhängigkeit der großen Staaten des
Tieflandes.
Am äußersten Nordwestrande des Himalaya liegt, von allen Seiten
von Bergen umschlossen, und durchströmt (in der Richtung von O. nach
W.) von dem obern, hier schon schiffbaren Hydaspes, das kleine Alpen-
land Kaschmir^). Es genießt ein durch die hohe Lage und die süd-
liche Breite glücklich temperirtes Klima, ja es galt einst im Morgen-
und Abendlande als ein an Naturschönheiten unvergleichliches Paradies,
welches orientalische Dichter mit ihren gewohnten Uebertreibungen das *)
*) Daß das Reich des 1857 verstorbenen Gholvb Sing, wozu Kaschmir ge-
hört, mit Unrecht auf fast allen Karten als ein unabhängiges Reich er-
scheine, vielmehr zu den tributpflichtigen Schutzstaaten des indo-britischen
Reiches gehöre, s. in Petermann's Mittheilungen, 1857, S. 522.