1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Ost- und West-Iran. §. 24.
reden und sich rühmen, zu den ersten Verbreitern des Islam zu gehö-
ren, sind (wie die alten Gedrosier) räuberische Nomaden und führen mit
außerordentlicher Kühnheit, List und Schnelligkeit Raubzüge auf Ka-
meelen in entfernte Länder aus. In unzählige Stämme getheilt, wurden
sie -von jeher oft, wenn auch nur auf kurze Zeit, die Beute fremder
Eroberer.
2. Afghanistan im Norden von Beludschistan, gegen Indien
dnrch das in der Richtung von N. nach S. streichende Solimange-
birge begrenzt, erhielt seine Bedeutung dnrch den nach dem Indus
abfließenden Kabulstrom, dessen Thal von jeher den langen Thor-
weg von Iran nach dem Pendjab für Eroberungs- wie für Waa-
renzüge bildete.
Dadurch ward Kabul (mit 80,000 E.) der Hauptstaphelplatz für
die indischen Produkte, welche Kaufleute aus den verschiedensten Gegen-
den Asiens dort eintauschen. Die Fortsetzung der seit Jahrtausenden
benutzten „Königsstraße" führt mit Benutzung der gerade auf diesem
Theile des Hochlandes zahlreichen Oasengruppen über Kandahar
(100,000 E.) nach Herat, die deshalb ebenfalls zu Emporien des
Welthandels wurden. -— Noch eine andere Bedeutung erhält Kabulistan
als natürliche Scheidewand zwischen Ost- und Westasien, indem in West-
Kabnlistan alle Früchte des südlichen Europas in üppigster Fülle reifen
und auch die Jahreszeiten (namentlich Winter und Frühling) an Europa
erinnern, während in Ost-Kabnlistan fast schon indische Natur angetrof-
fen wird.
Ii. West-Iran.
Das persische Reich.
Obgleich eines der bedeutendsten asiatischen Reiche, verdankt das
persische seine politische Wichtigkeit nicht seiner Macht, sondern seiner
Lage, in sofern es das Vordringen der Russen gegen S. und der Eng-
länder gegen N., somit deren Zusamnienstvßen verhindert.
Zwischen dem caspischen See und dem persischen Meerbusen
gelegen, enthält das persische Reich an Flächeninhalt mehr als das
Doppelte von Deutschland (26,000 ll!M.), indem es außer dem
westlichen Iran auch einige Theile des armenischen Hochlandes um-
faßt. Auf dieser Oberfläche wohnen jetzt nur 10 Millionen Men-
schen (noch nicht -100 auf 1 Ühm.), denn nur einzelne Provinzen
erfreuen sich einer besondern Fruchtbarkeit, während andere Theile,
namentlich im Osten des Reiches, größere Wüsten oder Salzsteppen
enthalten. Bei dem Mangel an Strömen, ja selbst an Bächen
und Quellen, sowie an hinlänglichem Regen würde der Anbau noch
viel geringer sein, wenn nicht eine künstliche Bewässerung (vermit-
telst einer Reihe unter einander in Verbindung stehender Brunnen)