1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Weltstellung Kleinastens. §. 27.
Iv. Die H albinsel Kleinasien (Anadoly).
Weltstellung.
Kleinasien bildet „die Culturbrücke von Asien nach Europa", mit
welchem es geographisch durch seine reiche Gliederung und die Art seiner
Naturerzeugnisse verwandt ist, während es zugleich seit den ältesten Zei-
ten mit demselben in historischer Verbindung steht. Als Uebergangsge-
biet zwischen Morgen- und Abendland war es von jeher „der Kampf-
platz und die Beute der sich hier in Krieg und Handel begegnenden
Völker." An drei Seiten vom Meere bespült, trat sein beschränkter
Länderraum durch das pontische Meer mit der scythisch-slavischen Welt,
durch das syrische Meer mit der phönizisch-ägyptischen, durch das ägäische
Meer mit der hellenisch-europäischen Welt in Verbindung. — Wie die
Halbinsel im Alterthum keinen Gesammtnamen geführt hat, so haben
auch die Bewohner derselben nie eine gesammte Nation gebildet, alle
Anfänge eines selbständigen politischen Lebens sind bald wieder unter-
gegangen (so das lydische, später das pontische Reich); die trefflichen
Häfen, womit die drei Küsten so reichlich ausgestattet sind, wurden stets
weniger von Einheimischen als von Fremden benutzt und angesiedelt
(im Alterthum von Phöniziern und Griechen, später von den unter der
allgemeinen Benennung „Franken" begriffenen Abendländern).
Die plastische Gestaltung dieser an Flächeninhalt (10,000 lh M.)
der pyrenäischen ungefähr gleichkommenden Halbinsel wiederholt noch
einmal in kleinerem Maßstabe die auf dem asiatischen Continent
vorherrschende Bildung von Plateaulandschaften, nur in kleinern
horizontalen und vertikalen Dimensionen (und nicht mit continentalem
Charakter, sondern in den maritimen Charakter übergehend), so daß
sie in räumlicher, wie in plastischer Beziehung den Uebergang bildet
zu der europäischen Bodenbildung.
Wie das iranische Hochland, so besteht auch Kleinasien (mit
Ausnahme seiner Westseite) ans einem centralen Plateau und
einem System von Randgebirgen. 4) Die Randgebirge sind:
a) im Osten der Antitaurus, d. h. die mächtige Querkette des
Taurus, welche in südwestlicher Richtung zwischen dem nord-
östlichen Busen des schwarzen Meeres (in Laziftan) und dem
issischen Busen streift und mit ihren nördlichen und südlichen
Fortsetzungen die Ostbegrenzung Kleinastens bildet. Von den
beiden Enden des Antitanrus gehen aus
d) die beiden Gestadeketten des Taurus, oder die nörd-
lichen und südlichen Randgebirge des centralen Plateaulandes:
das pontische Küstengebirge im N. und der cilicisch- *)
*) S. die Skizze in Petermann's Mittheilungen, 1660, Tafel 14.