1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das russische Transcaucasien. §. 28.
8. 28.
Das russische Transcaucasien.
Der Caucasus (— caspische Berge?) ist ein Alpengebirgs-
land, welches in seinem nordwestlichen Anfang (Halbinsel Taman)
das schwarze von dem azow'schen Meere trennt, dann die Küste
des schwarzen Meeres begleitet und mit seiner östlichen Hälfte den
breiten Isthmus zwischen dem schwarzen und caspischen Meere in
der Richtung von N.-W. nach S.-O. qner durchschneidet, hier die
natürliche Grenze zwischen Asien und Europa bildend (im Alter-
thum auch die Grenze der vorderasiatischen Cultur gegen das scy-
thische Barbarenthum). Aus seinem vielzackigen, nicht abgerundeten
Rücken-erheben sich einzelne Gipfel höher als die höchsten Spitzen
der europäischen Alpen, alle überragt der Elburuz (d. h. der glän-
zende Berg, der Gletscher, 18,500'), auf welchem sich nach den
Erzählungen der Armenier die Arche Noah'ö zuerst (später auf denk
Ararat) niedergelassen haben soll. Die durchschnittliche Höhe ist
8000—10,000', gegen die beiden Enden hin im O. und W.
nimmt die Höhe allmählich ab, am östlichen Ende aber wird die
Breite bedeutender durch eine Spaltung in zwei Zweige, einen
nordöstlichen und einen südöstlichen. In Folge der Zerrissenheit
des Rückens sind bedeutendere Gletscher selten, daher die Gewäs-
ser weniger reichhaltig als in den Alpen.
Diese sammeln sich in vier Flüssen, von denen zwei auf .der
Nord- und zwei auf der Südseite nach entgegengesetzten Richtungen und
Meeren fließen: auf der Nordseite der Kuban vom Elburuz ins schwarze,
der Terek ins caspische, auf der Südseite der kleine Rion (der Phasis
der Alten) ins schwarze, dagegen ins caspische Meer der bedeutende
Kur (Cyrus), welcher zwar nicht auf dem Caucasus, sondern auf dem
armenischen Hochlande entspringt, aber links die meisten Flüsse der Süd-
seite des Caucasus aufnimmt (also diesem Gebirge in gleicher Weise
angehört, wie die Donau den Alpen), während er rechts kurz vor seiner
Mündung den Aras (Arares s. S. 88) aus dem armenischen Hochlande
empfängt.
Wie die Bewässerung, so ist auch die Vegetation keine reich-
haltige, doch sind einzelne Theile des Caucasus mit prächtigen, zum
Theil sehr dichten Waldungen besetzt; in den Thälcrn (namentlich des
Phasis) gedeihen verschiedene Obstsorten, und die Caucasusländer gelten
für das Vaterland unserer Aepfel und Birnen.
Die Bewohner des Caucasus (2v- Mill.?) gehören, mit Aus-
nahme der eingewanderten tatarischen Stämme, sämmtlich dem indo-
europäischen Völkerzweige an. Die (7) verschiedenen Völkerstämme dieses
Gebietes reden zwar sehr von einander abweichende Sprachen, sind aber