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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 169

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das italische Tiefland. §. 50. 169 Dieses ebene Vorland theilt nicht den maritimen Charakter der eigentlichen Halbinsel, die Seealpen und Apenninen halten den Einfluß des Meeres aus das Klima fern, weshalb sich dieses dem Continental- klima nähert. Auch in ethnographischer und historischer Bestehung steht das große Bassin des Po-Thales der eigentlichen Halbinsel fern, im Alterthum wurde es gar nicht zu Italien gerechnet, sondern war eins der beiden Gallien, im Mittelalter wurde es germanisch, und fast nur die gemeinsame Sprache verknüpft die Lombardei mit der Halbinsel. Zudem ist die Po-Ebene durch ihre fast wagerechte Beschaffenheit vor- zugsweise der Kriegsschauplatz geworden, aus welcheni die Schicksale der ganzen Halbinsel entschieden worden sind. Denn hier stritten im Alter- thum die Römer mit den Galliern, Karthagern und Cimbern, hier ließen sich Gothen, Longobarden und Franken als Eroberer nieder, hier war der häufigste Wahlplatz in den Kämpfen zwischen Welfen und Ghibel- linen, hier begegneten sich Deutsche und Franzosen in den vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zur Gegenwart oft erneuerten Kriegen. Das Tiefland wird nur durch zwei Hügelgruppen von geringer Ausdeh- nung unterbrochen, welche weder unter sich, noch mit den Alpen zusammenhangen: die bericischen und die euganeischen Hügel (jene bei Vicenza, diese bei Padua). Sie sind eine Zierde der Landschaft, zumal da ihre Abhänge von üppiger Vegetation prangen und mit malerisch zerstreuten Landhäusern bedeckt sind. Wie das germanische Niederland (Holland), so hat auch das italische eine besonders reichliche, durch natürliche und künstliche Rinnen für die Schifffahrt und Landwirthschaft zweckmäßig vertheilte Bewässerung. Ueber die beiden größeren und die kleineren Alpenströme, welche die lombardische Ebene bewässern, s. 8. 54. Außer den natürlichen Flußbetten hat das italische Tiefland das älteste Canalsystem sowohl zur Regulirung der Gewässer für die Zwecke der Landwirthschaft, als zum Waarentransport. Diese Canäle beginnen gewöhnlich da, wo die Flüsse aufhören, hohe, schützende User zu haben und also bei hohem Wafferstande Ueberschwenimungen veran- lassen würden, wenn nicht solche künstliche Rinnen den Ueberfluß ablei- teten und zum Segen des Landes vertheilten. Die K ü st e des adriatischen Meeres von der Jsonzo-Mündung bis zur Lagune von Ravenna (in einer Strecke von 34 M.) ist von Sumpf- landschaften (meist in der Breite von 1 — 2 M.) umsäumt und durch dieselben vom Meere getrennt. Diese eigentümliche Bildung ist eine Folge theils der Alpenflüsse, theils einer vorherrschend gegen diese Küste gerichteten Meeresströmung, welche eine Reihe von inselartigen Sanddünen aufgebäuft hat. Verschieden von jenen Sumpflandschaften sind die Lagunen, d. h. seichte Theile des Meeres, welche täglich zweimal von der durch Dünenöffnungen und zahlreiche Canäle eindringenden Flut überspült werden. Aus diesen Lagunen ragen Küsten-Jnseln (lidi) her- vor, welche mit Ortschaften bedeckt sind. Sie werden theils durch eine Reihe schmaler, lang gestreckter Sandinseln vom Meere getrennt, theils durch eolossale gemauerte Dämme (Murazzi) gegen Sturmfluten geschützt.
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