1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Sicilien. §. 50.
Neapel, der von zwei Vorgebirgen und drei Inseln, Jschia und
Pro ei da im N. (beide wegen ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit
stark bewohnt), Capri im S., gegen die Brandungen des Meeres
geschützt wird, bildet fast eine einzige Stadt. Die Hauptstadt Neapel
(414,000 (S.) ist nicht sowohl wegen ihrer Kirchen und Paläste, welche,,
außer dem Nusoo Borbonico, wenig Bemerkenswertbes enthalten, son-
dern wegen ihrer herrlichen Lage (vedi Napoli e poi mori), des eigen-
thümlichen Volkslebens, namentlich aber wegen ihrer Umgegend, wo die
Natur zugleich ihre lieblichste Pracht und ihre furchtbarsten Erschei-
nungen entfaltet, das Ziel der Reisenden.
Zu diesen Umgebungen gehören Portici und Resina über
dem verschütteten Herculanum, das beim Ausbruche des Vesuvs
(79 n. Chr.) unter der Asche begraben wurde; vor Allem aber das
ebenfalls damals verschüttete und seil einem Jahrhunderte allmählich,
jedoch bei weitem noch nicht vollständig ausgegrabene Pompeji, wel-
ches die beste Vorstellung von der Anlage und Einrichtung einer alt-
römischen Stadt gibt. Im Hintergründe erhebt sich der Vesuv selbst
(3510' hoch) als eine isolirte Masse ohne Zusammenhang mit den be-
nachbarten Bergen, dessen Lavaströme sich nicht blos verheerend, sondern
auch befruchtend für die Umgebung erwiesen haben; in der Asche ge-
deiht der treffliche Wein „lagrima Cristi“. An dem südlichen Theile
des Golfs liegt Castellamare (wahrscheinlich an der Selle des bei
jenem Ausbruche des Vesuvs zerstörten Stabiä), und Sorrento mit
dent herrlichsten Klima und der üppigsten Vegetation schließt das wun-
dervolle Panorama des Golfs von Neapel.
Auch der Busen von Salerno mit seinen schroffen Felsenküften
entfaltet den südlichen Charakter niit außerordentlicher Pracht. An
demselben liegen: Amalfi, dessen See- und Handelsgesetze (tabulae
Amalfitanae) im Mittelalter allgemeine Gültigkeit hatten, Salerno,
im Mittelalter das Vorbild und die Pstanzschule aller medicinischen
Facultäten Europas, und das elende Dorf Pesto (Pästum) mit be-
deutenden Ueberresten griechischer Tempel im ältesten dorischen Stil.
Auf der Ostseite des Apenninus hat Apulien einige Städte mitt-
lerer Größe: Foggia (24,000 E.), Bari (21,000 E.), Lecce und
Tarent (20,000 E.) — Ganz im Süden Calabriens ist das durch
Erdbeben (1783) zerstörte Reggio (22,000 E.) wieder aufgebaut
worden.
d. Sicilien.
Die Insel Sicilien, die größte und schönste des Mittelmeeres,
bildet die Fortsetzung Italiens, von dem sie nur durch die schmale
Meerenge von Messina getrennt ist und das vermittelnde Glied
zwischen Europa und dem nahen Afrika. Sie ist an drei Seiten
von Gruppen kleinerer Inseln umgeben: im N. von den (mit vul-
kanischen Kegeln bedeckten) liparischen Inseln, im W. von den
ägatischen, im S. von der den Engländern gehörenden Malta-