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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 190

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
190 Eultur der iberischen Halbinsel. §. 51. walten des Arabischen, im N. ein stärkeres des Gothischen bemerkbar ist. Ueberreste der celtischen Ureinwohner sind noch in den baskischen Pro- vinzen vorhanden (vgl. S. 192). Unter den verschiedenen Dialecten einer so mannichfaltig gemischten Bevölkerung sind der castilische und portu- giesische zu Schriftsprachen ausgebildet worden. Auch in der Beschäfti- gung, dem Volkscharakter, sogar in den politischen Rechten und verschie- denen Zweigen der Verwaltung sind die provinziellen Unterschiede voll- ständiger als in einem andern europäischen Staate, und zum Theil mit großer Eifersucht erhalten worden (vgl. S. 192). Am größten ist die Einheit in der Religion, indem die katholische die einzig herr- schende ist. Unter den Nahrungsquellen, welche sämmtlich seit dem politi- schen Verfall im Abnehmen begriffen sind, ist die Landwirthschaft bei weitem die wichtigste, wiewohl auch sie noch einer viel größeren Verbreitung (namentlich in Portugal) fähig wäre. Entsprechend dem Klima und den Bodenarten wird in Sud- und Südostspanien die Eultur der Südfrüchte, des Oel- und Maulbeerbaumes, sowie des Weines be- trieben, nur die weite Ebene des Guadalquivir ist mit Weizenfeldern bedeckt; auf dem centralen Hochlande dagegen werden vorzugsweise Ce- realien angebaut, im nördlichen Küstenlande die Obstbaumzucht Mittel- europas gepflegt. Den Hauptzweig der ebenfalls sehr vernachlässigten Viehzucht bildet die Schafzucht, wiewohl die der Merinos- oder Wanderschafe in Folge der beständigen lluruhen und der zunehmenden Concurrenz des übrigen Europa abgenommen hat. Der Bergbau ist seit der Entdeckung Amerikas in Verfall gerathen und beschränkt sich säst auf Eisen, Blei (die spanischen Gruben liefern jetzt V» der gesammten Bleiproduction) und Quecksilber. Die vereinzelten Sitze der unbedeu- tenden spanischen Industrie sind in den Küstenprovinzen, namentlich in Valencia, Catalonien und den baskischen Provinzen. Handel und Schifffahrt haben seit dem Verluste der bedeutenden Colonien in Amerika am meisten abgenommen. Der Ausfuhrhandel, beschränkt auf Rohprodukte und wenige Erzeugnisse des Gewerbfleißes, wird vom Ein- fuhrhandel weit übertroffen. Einem lebhaften inner« Verkehr steht der Mangel an bequemen Communicatiousmitteln und die geringe natürliche Schiffbarkeit der Flüsse, sowie die Erhebung von Binnenzöllen hemmend im Wege. Für die geistige Eultur, insbesondere für das Volks- schulweseu, ist auf der pyrenäischen Halbinsel noch weniger ausreichend gesorgt als in Italien; freilich fehlt es auch hier nicht an zahlreichen Universitäten (1 in Portugal, 14 in Spanien), allein diese sind fast noch niehr hinter dem raschen Fortschritte der Wissenschaft und der Me- thode zurückgeblieben, als die italischen. Die S t a a t s v e r f a s su u g ist in Portugal und besonders in Spanien seit 40 Jahren einem vielfachen Wechsel unterworfen gewesen. Beide Staaten bilden eine in männlicher und weiblicher Linie erbliche constitutionelle Monarchie. Der Monarch theilt die gesetzgebende Gewalt mit den Cortes, welche in beiden Staaten aus zwei Kammern bestehen.
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