1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Eultur der iberischen Halbinsel. §. 51.
walten des Arabischen, im N. ein stärkeres des Gothischen bemerkbar ist.
Ueberreste der celtischen Ureinwohner sind noch in den baskischen Pro-
vinzen vorhanden (vgl. S. 192). Unter den verschiedenen Dialecten einer
so mannichfaltig gemischten Bevölkerung sind der castilische und portu-
giesische zu Schriftsprachen ausgebildet worden. Auch in der Beschäfti-
gung, dem Volkscharakter, sogar in den politischen Rechten und verschie-
denen Zweigen der Verwaltung sind die provinziellen Unterschiede voll-
ständiger als in einem andern europäischen Staate, und zum Theil mit
großer Eifersucht erhalten worden (vgl. S. 192). Am größten ist
die Einheit in der Religion, indem die katholische die einzig herr-
schende ist.
Unter den Nahrungsquellen, welche sämmtlich seit dem politi-
schen Verfall im Abnehmen begriffen sind, ist die Landwirthschaft
bei weitem die wichtigste, wiewohl auch sie noch einer viel größeren
Verbreitung (namentlich in Portugal) fähig wäre. Entsprechend dem
Klima und den Bodenarten wird in Sud- und Südostspanien die Eultur
der Südfrüchte, des Oel- und Maulbeerbaumes, sowie des Weines be-
trieben, nur die weite Ebene des Guadalquivir ist mit Weizenfeldern
bedeckt; auf dem centralen Hochlande dagegen werden vorzugsweise Ce-
realien angebaut, im nördlichen Küstenlande die Obstbaumzucht Mittel-
europas gepflegt. Den Hauptzweig der ebenfalls sehr vernachlässigten
Viehzucht bildet die Schafzucht, wiewohl die der Merinos- oder
Wanderschafe in Folge der beständigen lluruhen und der zunehmenden
Concurrenz des übrigen Europa abgenommen hat. Der Bergbau ist
seit der Entdeckung Amerikas in Verfall gerathen und beschränkt sich
säst auf Eisen, Blei (die spanischen Gruben liefern jetzt V» der gesammten
Bleiproduction) und Quecksilber. Die vereinzelten Sitze der unbedeu-
tenden spanischen Industrie sind in den Küstenprovinzen, namentlich
in Valencia, Catalonien und den baskischen Provinzen. Handel und
Schifffahrt haben seit dem Verluste der bedeutenden Colonien in
Amerika am meisten abgenommen. Der Ausfuhrhandel, beschränkt auf
Rohprodukte und wenige Erzeugnisse des Gewerbfleißes, wird vom Ein-
fuhrhandel weit übertroffen. Einem lebhaften inner« Verkehr steht der
Mangel an bequemen Communicatiousmitteln und die geringe natürliche
Schiffbarkeit der Flüsse, sowie die Erhebung von Binnenzöllen hemmend
im Wege. Für die geistige Eultur, insbesondere für das Volks-
schulweseu, ist auf der pyrenäischen Halbinsel noch weniger ausreichend
gesorgt als in Italien; freilich fehlt es auch hier nicht an zahlreichen
Universitäten (1 in Portugal, 14 in Spanien), allein diese sind fast
noch niehr hinter dem raschen Fortschritte der Wissenschaft und der Me-
thode zurückgeblieben, als die italischen.
Die S t a a t s v e r f a s su u g ist in Portugal und besonders in
Spanien seit 40 Jahren einem vielfachen Wechsel unterworfen gewesen.
Beide Staaten bilden eine in männlicher und weiblicher Linie erbliche
constitutionelle Monarchie. Der Monarch theilt die gesetzgebende Gewalt
mit den Cortes, welche in beiden Staaten aus zwei Kammern bestehen.