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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 199

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Vertikale Gliederung der Alpen. §. 52. 199 Alpenketten sind nur mit Schneefeldern überzogen, nicht aber mit Glet- schern. Denn diese liegen nur an den tiefsten Enden der Schneefelder, als deren gefrorene Abflüsse: der Mangel an atmosphärischem Nieder- schlag setzt ihrer Bildung eine obere Grenze, welche in den Alpen nicht leicht 10,000' übersteigt. Sie sind in den Alpen ganz besonders aus- gebildet, aber kein ausschließliches Eigenthum derselben, sondern finden sich, modificirt durch orographische und- klimatische Verhältnisse, in allen Zonen wieder. Die Gletscher'-) (in Tirol Ferner, in den norischen Alpen Kees, in den romanischen Gegenden Vedretto genannt) sind riesenhaste, stromarlige Eismassen, bis 1500' dick und zuweilen 6—10 Stunden lang (selten weniger als 1 Stunde im Umfang), welche die Abhänge der Berge und die grüßten Ein- senkungen bedecken. Sie entstehen durch die Anhäufung des verdichteten, zu groß- den Hagelkörnern fest zusamniengesügten Schneeniederschlags, beginnen mit einem sog. Firnmeere und senken sich wie die Lavaströme (bis zu 5000', der Grindel- waldgletscher sogar bis zu 3000' über dem Meere) in die Eulturthäler hinab, wo sie ihren Fuß, oft mit gewaltigen Eispforten, dicht an blübende Bäume und grünende Saaten anlehnen. So steigen von dem Montblanc 23 Gletscherarnie herab, unter denen mehrere 5 — 6 Stunden lang sind und in die angebauten Thäler hinabstarren. Sie rücken vor oder ziehen sich zurück, je nachdem der Zu- fluß den Abgang übersteigt oder nicht. Ihre wellensönnige, rauhe Obeifläche wird unterbrochen theils durch Spalten, welche in ihrem wundervollen Blau die einzelnen Firnschichten (oft 20 bis 30) erkennen lassen, theils durch Mo- ränen, d. h. Streifen, von Steinen, die vom Ufer des Gletschers oder einem Felsen in der Nähe seines obern Endes abgelöst, sich entweder den ganzen Gletscher hinab in fast parallelen Linien erstrecken, oder blos den untern Rand desselben umgeben und dort einen großen Wall von Steinen bilden. Fast nur auf der Nordseite der Alpen finden sich Gletscher, weil die Südabdachnng zu sehr der Sonne ausgesetzt und in der Regel zu steil ist. Die an ihrem Fuße hervorfließenden wilden, trüben Gletscherbäche bilden mit ihren reichen Wasserschätzen die nie versiegende Quelle der schiffbarsten Ströme Mitteleuropas, welche im heißen Sommer daher ihre reichsten Spenden erhalten, zum Ersatz für das, was die niedrigen Berge und Hügel alsdann versagen, wodurch eine fort- währende Gleichmäßigkeit der Wasserfülle entsteht. Blos in der Schweiz hat man über 500 Gletscher gezählt und die von ihnen bedeckte Fläche auf 50 Q.-M. geschätzt. Den Erhebungen des Bodens entsprechen die Einscnkungen oder Thäler. Die längsten und bedeutendsten Thäler folgen der Richtung der Hauptketten von S.-W. nach N.-O-, so die großen Längen thäler der obern Rhone, des obern Rheins, des Inns, der Salza, Enns, Drau, Sau. Hier sammeln sich die Alpenge- wässer nicht blos aus den Hauptthälern, sondern auch aus den engen, von steilern Felswänden eingeschlossenen, in mehreren Stufen stark abfallenden und sich zuweilen zu großen Becken erweiternden Seiten- oder Qnerthälern, um sich in vier großen Strömen, Rhein, Rhone, Po, Donau, und einem von mittlerer Größe, der Etsch, außerhalb des Alpensystems dem Meere zuzuwenden. *) *) Vgl. Petermann ' s Mittheilungen, 1855, S. 173 ff.
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