1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Bevölkerung Belgiens. §. 58.
gehörende mittlere Lauf der Maas. Den Hauptverkehr vermittelt
jetzt das dichte Eisenbahnnetz.
Bevölkerung.
Unter allen größeren und mittleren Staaten Europas hat Bel-
gien die relativ stärkste Bevölkerung (42/3 Mill. auf 536 □ $?.,
also 8705 auf 1 Hü M.), die Contraste zwischen einzelnen Provinzen
find sehr bedeutend (in Oftflandern wohnen 14,500, in Luxemburg
dagegen nur 2480 auf 1 Üm.).
Der Abstammung nach sind % der Einwohner germanischer, 3/a
(Franzosen und Wallonen) romanischer Abkunft; jene (2% Mill. reden
die vlämische und holländische Sprache, diese (2 Mill.) die wallonisch-
französische , jene bewohnen die Ebene, diese das Hügelland. H Die
katholische Religion ist fast ausschließlich vorherrschend. — Acker-
bau, Industrie (in der Ebene Baumwollen- und Leinenmanufacturen,
in dem Hügellande Gewinnung mineralischer Schätze, besonders Eisen
und Steinkohlen) und Handel bilden die Haupterwerbsquellen der
äußerst regsamen und thätigen Bevölkerung, die in den meisten Zweigen
technischer Cultur mit England wetteifert. 2) Die außerordentliche Ge-
werbthäligkeit wird zugleich durch die große Fruchtbarkeit des Bodens,
der eine dichtgedrängte Bevölkerung zu ernähren vermag, gefördert, und
hat das Aufblühen großer und mittlerer Städte bedingt, die sich nirgend-
wo auf dem europäischen Continent in solcher Anzahl zusammengedrängt
finden. Das Volksschulwesen hat sich erst seit der jüngsten Zeit einer
besondern Fürsorge der Regierung zu erfreuen. Für den höhern Unter-
richt bestehen vier schwach besuchte Universitäten: in Brüssel, Gent,
Löwen, Lüttich. Seit der Constituirung Belgiens als selbständiger Staat
hat auch die Kunst, insbesondere die Malerei, einen neuen Aufschwung
genommen, und eine neue belgische Schule nimmt sich die großen ein-
heimischen Meister der im 15. und wieder im 17. Jahrhundert blühen-
den vlämisch-brabantischen Schule zum Vorbild. Die Cathedralcn, Rath--
Häuser und Museen zu Brüssel, Antwerpen, Gent, Löwen, Brügge sind.
Zeugen der ehemaligen Blüte der Architectur und Malerei. — Die
St aatsverfassung ist beschränkt monarchisch, für die Gesetzgebung
ist die Zustimmung der beiden Kammern (der Senatoren und der Re-
präsentanten) erforderlich. Nirgendwo findet sich auf so beschränktem
Raume eine so dichte Reihe von Festungen ersten (Antwerpen, Namur,
Mons, Lüttich) und zweiten Ranges, als in Belgien (12) und in dem
angrenzenden nördlichen Frankreich.
’) Eine bildliche Darstellung der Sprachgrenze in Belgien s. in Gum-
precht's Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, Iii. Bd. 2. Heft (1854).
2) Belgiens Steinkohlenfelder betragen 4°/g seines Areals, die Englands
5°/o, die Frankreichs dagegen kaum l°/0.