1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Württemberg, §. 60.
Städte dieses Kreises gehören alle dem Gebiete der Regnitz an, das,
von der Natur karg ausgestattet, seine Bewohner auf die Industrie hin-
wies. So wurde aa. das alterthümliche Nürnberg (an der Pegnitz,
59,000 E.) der an Kunsterzeugnissen reichste Ort Deutschlands und in
Folge der Lage im Mittelpunkte des deutschen Handelsgebietes (zwischen
Hamburg und Venedig, zwischen Köln und Wien) im spätern Mittel-
alter (nächst Regensburg) die wichtigste Vermittlerin des Donau-, Elbe-
und Rheinverkehrs („Nürnberger Hand geht durch das ganze Land"),
zugleich der Hauptsitz des deutschen Meistergesanges und bald nachher der
deutschen Malerei und Erzgießerei; noch heute hat sie vor allen deutschen
Städten in ihrem Aeußern den mittelalterlichen Charakter der Bauart
am treuesten bewahrt; bb. Fürth, einer der bedeutendsten Fabrikorte
Deutschlands; cc. Erlangen, die protestantische Universität Baierns;
66. Ansbach (an der Rezat), die Hauptstadt des Kreises.
g. Unter-Franken (das Gebiet am Mittlern Main) und
Aschassen bürg, der nordwestlichste Kreis, mit der Universität Würz-
burg (36,000 E.), im Ceutrum des Maingebietes und Frankens, und
zwar in dem fruchtbaren Thalkessel, in welchem die berühmten Stein- und
Leistenweine gedeihen; sie war von jeber ein wichtiger militärischer und
Culturmittelpunkt (namentlich auch für die Ausbreitling des Christen-
thums), die Metropole der geistlichen und weltlichen Herrschaft über den
Mittelmain, wogegen die kleineren Städte an den Mainwinkeln, wo der
Fluß sich am meisten dem N. oder S. nähert (Schweinsurt, Kitzingen,
Miltenberg), wichtigere Speditions- und Stapelplätze ftnb. Aschaffen-
burg liegt am Austritte des Mains in die oberrheinische Tiefebene.
b. Die Pfalz oder „Rheinbaiern", der kleinste, aber in Folge
seiner ansehnlichen Dorfschaften und vielen kleinen Städte der bevöl-
kertste von allen Kreisen. In der oberrheinischen Tiefebene liegen:
Speier, „die Todtenstadt der deutschen Kaiser", und Ludwigshafen
am Rhein, die Bundesfestung Landau, welche die Grenze Deutschlands
gegen Frankreich deckt, und die wichtigsten Mittelpunkte der pfälzischen
Weincultur (Dürkheim, Deidesheim, Forst) am Saume des Hardtgebirges,
die Städte Zweibrücken und Kaiserslautern im Gebirgslande selbst.
2. Das Königreich Württemberg (von den fast l3/* Mill. E.
sind 7.3 Evangelische, 7.3 Katholiken) gehört ebenfalls theils dem Rhein-,
theils dem Donaugebiete an, doch bildet hier, umgekehrt wie bei Baiern,
das Rheingebiet und namentlich das Neckarthal die größere Masse, weß-
halb man Württemberg als die „Neckar-Macht" bezeichnet hat. Der
südliche Vorsprung des Landes, welcher diesem in seiner Gestalt einige
Aehnlichkeit mit der skandinavischen Halbinsel gibt, wird von der Donau
bis zur Aufuahme des Iller (Grenzfluß gegen Baiern), also bis zu
dem Anfänge ihrer Schiffbarkeit, durchströmt und bildet den Donaukreis,
zwischen dem Fuße der rauhen Alp und dem Bodensee. Das König-
reich wird eingetbeilt in den Bezirk der Hauptstadt und vier Kreise:
Neckar-, Jart-, Donau- und Schwarzwaldkreis.
Das Ncckartbal, das Haupt- und Stammland des Königreiches,