1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
296
Die Rheinprovinz. §. 61.
dustriereichen Wuppcrstädte, gleichzeitig mit deren Aufschwung, zu ihrer
heutigen Bedeutung gelangte; sie ist zugleich der Sitz der niederrheiuischen
Malerschule; Ruhrort, an der Mündung der Ruhr, ward durch
den Besitz des besten Hafens am preußischen Niederrhein seit der
außerordentlichen Zunahme der Kohlengewinnung im Ruhrgebiete und
der sich daran knüpfenden Industrie in den letzten Jahrzehnten, endlich
durch die Verbindung mit der linksrheinischen Eisenbahn ein lebhafter
Handelsort, der dem ehemals bedeutenden Duisbürg einen Theil seines
Verkehrs entzog. Ebenso betheiligen sich die Festung Wesel (16,000 E.)
an der Mündung der Lippe und Emmerich, die letzte deutsche Rhein-
ftadt gegen N., mit trefflichem Hafen, an Handel und Schifffahrt.
Die größte industrielle Thätigkeit der rechten Rheinseite concentrirt sich
in dem Mittlern Wuppcrthale und dem untern Ruhrthale, sowie in
deren nächster Umgebung. Das erstere enthält in der Doppelstadt
Elberfeld und Barmen (98,000 E.) und den von ihr kaum zu
unterscheidenden nächsten Ortschaften eine lange, ununterbrochene Reihe
industrieller Anlagen (Färbereien, Seide-, Leinen- und Baumwolle-
weberei), während die ebenfalls im Wuppergebiete liegenden Orte: So-
lingen und Remscheid (15,000 E.) die Hauptsitze der rheinischen
Eisen- und Stahlfabrication sind. Das untere Ruhrgebiet hat die
reichsten Kohlenlager, mit deren Ausbeutung sich Essen (17,000 E.),
Werden und Mühlheim an der Ruhr beschäftigen, der letztere Ort
vorzugsweise auch mit der Ausfuhr dieses geschätzten Brennmaterials
nach dem Mittel- und Niederrhein. — Auf der linken Rheinseite liegen
in der Nähe des Stromes: Neuß (an der untern Erft), Creseld
(49,000 E.), .durch Seidefabrikation bekannt, Cleve; weiter vom Strome
entfernt einige Fabrikorte: Viersen (14,000 E.), Gladbach (14,000 E.),
Rheydt.
d. Der Reg.-Bez. Köln/ welcher mit dem Reg.-Bez. Aachen
die Mitte der Provinz einnimmt, trägt seinen Namen von der noch
jetzt, wie früher, reichsten und bevölkertsten Stadt am Niederrhein,
Köln (115,000 E.), welche mit dem gegenüberliegenden Deutz eine
Hauptfestung bildet, und enthält außerdem die Universität Bonn
(19,000 E.).
Köln, im Mittelpunkte des ebenso fruchtbaren, als von induftriereichen
Gebirgsbezirken umgebenen niederrheinischen Tieflandbusens, hat schon im Mittel-
alter als Residenz eines Kurfürsten und Hauptstadt eines großen Metropolitan-
sprengels, als eine der ersten Hansestädte, als natürlicher, zugleich durch Privi-
legien begünstigter Stavelort für die Verbindung der gewerbfleißigen Niederlande
mit dem westlichen und südlichen Deutschland, als Hauptsitz der niederrheiuischen
Manufacturen (Wollweberei), als die blühendste Hochschule im nordwestlichen
Deutschland einen Wohlstand und Glanz erlebt, der auch der Kunst Eingang
verschaffte und hier nicht allein eine besondere Malerschule, sondern auch das
großartigste Denkmal germanischer Baukunst, den erst jetzt seiner Vollendung
entgegensetzenden Kölner Dom, entstehen ließ. Von ihrem später» Verfalle hat
die Stadt sich in jüngster Zeit wieder erholt, indem sie der Centralpunkt der
rheinischen Dampfschifffahrt und der Knotenpunkt der niederrheinischen Eisen-
bahnen wurde und neben ihrem alten und berühmten Industriezweige (blau äs