1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
300
Bevölkerung Oesterreichs. §. 62.
Bevölkerung.
Bei einer Volksmenge von 35 Mill. E. ist Oesterreich an
absoluter Bevölkerung das dritte Reich Europas, steht aber an
relativer Bevölkerung (3000 auf 1 □ Üjf.) Großbritannien,
Frankreich und Preußen nach.
Vergleicht man die einzelnen Theile der Monarchie unter einander, so stndet
sich die stärkste Bevölkerung am Nord- und Südrande des Staates, wo theils
der fruchtbare Boden eine solche zu nähren im Stande ist, theils die Industrie
ihre Werkstätten aufgeschlagen hat, namentlich wo beide Bedingungen zusammen-
treffen, wie in Venetien (5350, die Provinz Rovigo über 7000 auf 1 Q.-M.),
Schlesien, Böhmen, Mähren (4600 bis 4900); die schwächste Bevölkerung ist
theils am Ostrande der Monarchie in den mit Seen, Sümpfen oder Waldungen
bedeckten Kronländern (Bukowina, Ost-Ungarn, Militärgrenze), hauptsächlich aber
in den Hochgebirgslandschaften der Alpen (Tirol mit 1627, Salzburg mit 1127
auf 1 Q.-M.).
Wie an Volksmenge, so steht Oesterreich auch an Mannich-
f a l t i g k e i t der V e v ö l k e r u n g in Hinsicht auf Abstammung
und Sprache (nach Czörnig 15 Nationalitäten) nur Rußland nach,
welches zwar noch mehr Nationalitäten in sich vereinigt, aber einen
Hauptvolksstamm von entschiedener Ueberlegenheit besitzt. Die wieder-
holten Wanderungen der aus Asien vorgedrungenen Völker seit dem
Anfänge des Mittelalters haben sämmtlich ihre Richtung nach dem
Donaugebiet genommen und zum Theil hier ihr Ziel gefunden. Ins-
besondere finden sich in Ungarn auf verhältnißmäßig beschränktem Raume
die Trümmer der großen Völker, welche im Mittelalter der Schrecken
Mitteleuropas geworden sind.
A. Europäische Stämme (28‘/2 Mill.). ')
I. Deutsche (fast 8 Mill.) finden sich in sämmtlichen zu Deutsch-
land gehörenden Kronländern, wenn auch nicht in allen als vorherr-
schende Bevölkerung; außerdem sind dieselben (namentlich Niederdeutsche)
auch in Galizien, Ungarn, Siebenbürgen durch von der Regierung
(namentlich von Maria Theresia und Joseph Ii.) begünstigte Ansied-
lungen verbreitet.
Ii. Slaven (fast 15 Mill., also der zahlreichste Stamm) bilden
die Hauptbevölkerung am Nordrande (im Mittlern Böhmen und Mähren,
ebenso in Galizien), sowie am Südrande der Monarchie. Man unter-
scheidet :
a. Nordslaven (11 Mill.): die Czechen (4 Mill.) in Böhmen
und Mähren, wo sie den Mittlern Theil des Landes bewohnen und den
Deutschen die gebirgigen Grenzlandschaften überlassen; die Slovaken
!) Die Zahlen für die Nationalitäten beruhen auf Berechnung des k. k.
statistischen Bureau nach der Zählung vom Jahre 1857.