1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Siebenbürgen. Militärgrenze. §. 62.
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der Sachsen (eingetheilt in Stühle und Districte), d) das Land
der Szekler (eingetheilt in Stühle) und e) das Land der Ungarn
(eingetheilt in Comitate und Districte).
Doch machen die Walachen oder Romanen (1 Mill.) den
Hauptbestandtheil der Bevölkerung aus und nehmen den ganzen Norden,
Westen und Mittlern Theil des Landes ein, finden sich aber auch in den
übrigen Theilen des Landes in beträchtlicher Anzahl. Die Ungarn
mit den Szeklern (Vr Mill.) oder Grenzwächtern wohnen weiter in
der Mitte des Landes und im Osten, namentlich dem ebenfalls von Ro-
mänen stark bewohnten Sudoften. Nach dem südlichen Theile wurden
von den frühern Regenten Ungarns Deutsche von niedersächstscher (nord-
deutscher) Abkunft, daher Sachsen (200,000) genannt, berufen oder
zugelassen zur Urbarmachung öder Länderstrecken, zum Betrieb der Berg-
werke, zur Hebung der Industrie und des Handels. Diese Colonisten
bewahrten mit ihrer eigenthümlichen Sprache und Tracht, mit ihren
norddeutschen Sitten, sowie durch emsige Pflege deutscher Wissenschaft
ein deutsches Nationalgefühl. Auch im Norvoften finden sich Sachsen
in beträchtlicher Anzahl. Die (80,000) Zigeuner sind ziemlich gleich-
mäßig über das ganze Land verbreitet. Die größte und bevölkertste
Stadt des Landes ist Kronstadt (26,000 (§.), zugleich die erste
Handels-Fabrikstadt. Sie liegt im Lande der Sachsen, wie auch Her-
maunstadt (18,000 E.). Der Hauptort der Szekler ist Maros-
Basarhely (11,000 E.), der größte im Lande der Ungarn Klau-
se n b u r g (25,000 E).
6. Die Militärgrenze (1 Mill. E. auf 609 ll^M.), ein
schmaler, aber langer Streifen von dem adriatischen Meere, auf
dem linken User der Sau bis zu deren Mündung, dann auf dem
linken Donauuser bis zur Westgrenze der Walachei und Sieben-
bürgens.
Die Grenzer, d. h. die Soldaten-Bauern, welche seit vier
Jahrhunderten einen ebenso wichtigen, als eigenthümlichen Bestandtheil
der Kriegsmacht bilden, sind speciell verpflichtet, die Südgrenze des
Reiches sowohl gegen das Eindringen der Pest. als gegen feindliche
Einfälle zu schützen. Im Falle des Krieges bilden sie ein Heer von
100,000 Mann, welche zu den besten Truppen gehören; in der Regel
ist der Grenzer eine Woche im Dienste und zwei bet seiner Wirthschaft.
Meist eingewanderte Serben und Walachen, unterscheiden sie sich durch
Sprache und Sitte von der Bevölkerung der benachbarten Kronländer
gänzlich. Das Land zerfällt in zwei Landes-Militär-Commandos: das
croatisch-slavonische mit dem Sitze des Commandanten in
Agram und das banatisch-serbische, mit dem Sitze in Temesvar,
und hat von allen Kronländern die meisten Festungen: Alt-Gradisca
und Brod, beide an der Sau, Peterwardein und Semlckn,
beide an der Donau. Seehäfen der Militärgrenze sind Zengg und
Carlopago.