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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 345

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66. 345 4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na- mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er- reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind- vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.) ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert) zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft- liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen, haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O. und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen; ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork- shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd- lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri- kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent- behren. Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß- artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro- dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet, sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.
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