1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
!
54 Nord - und Westasien.
mit China, gut gebaute Stadt, mit einer deutschen Buchhandlung.
Kjächta, 5000 Eiuw., der chinesischen Grenzstadt Maimatschin gegen-
über, ist der große Tauschplatz russischer und chinesischer Waaren. Ner-
tschittsk, Bergstadt im Daurischen Alpenlande; die Halste der Einwohner
sind Verbrecher. Ochotsk, 1200 Einw., am Meer gl. N., hat die
schlimmsten Verbrecher. Hier ist die gewöhnliche Ueberfahrt nach der
Halbinsel Kamtschatka.
Auf Kamtschatka ist das Klima weniger streng als im übrigen
Sibirien, daher Ackerbau und Gartenbau. Die Kamtschadalen sind ein
unreinliches Volk, das nur Hunde zu Hausthieren hat. Der Hauptort
ist Peter-Pñulshafen, 1000 Einw.
Der nordöstlichste Winkel Sibiriens ist von den Tschuktscheu,
einem Nomadenstamme, bewohnt.
Von Kamtschatka ans ziehen sich nach Amerika die Aleuten- Inseln,
nach Japan die Kurilen. Die Einwohner der letztern sind theils
kamtschadalischer Abkunft, theils Eskimos mit starkem Haarwuchs.
Die Steppen Westsibiriens.
Der große Erdraum zwischen dem Ural und dem Altai, dem Eismeer
und dem Uralsee besteht aus einer einförmigen Niederung, die gewöhnlich
Steppe genannt wird. Es ist ein Flachland, in welchem sich kein eigentlicher
Berg erhebt, welches kein wirkliches Thal durchzieht. Niedere Hügel und
breite Höhenzüge, die bis ca. loo Fuß über das mittlere Niveau aufsteigen,
Landseen, Sümpft, Wälder und Fruchtfeldcr fehlen ihm aber durchaus nicht.
Dagegen fehlt vollständig anstehendes festes Gestein, der Boden besteht viel-
mehr überall aus Schichten von Sand, Lehm, Thon u. dgl., hier und da
mit geringen Spuren von Braunkohlen, oder an der Oberfläche bedeckt von
sehr fruchtbarer Schwarzerde, stellenweise auch durchdrungen von starkem Salz-
gehalt. Vom Ural ausgehend zeigen sich die letzten vereinzelten Kuppen festen
Gesteins in 15 bis 20 Meilen östlichem Abstand vom Fuß des Gebirgs, und
etwa eben so weit westlich vom Altai verschwindet der Thonschiefer unter dem
Bette des Jrtisch.
Wenige große Flüsse mit sehr sparsam vertheilten kleinen Zuflüssen durch-
strömen dieses breite Gebiet.
Eigentliche Quellen und durch sie gebildete Bäche fehlen fast ganz. Da-
für sind flache Landsecn — zum Theil mit salzigem Wasser erfüllt — in
gewissen Regionen ungemein häufig und erreichen manchmal eine beträchtliche
Größe. Durch diese oft von allerlei Wasservögeln reich belebten Wasserflächen,
so wie durch die hier und da eingestreuten Wassergruppen, die im Norden
sogar große zusammenhängende Flächen bedecken, wird manchmal ein recht an-
muthiger, im größten Maßstabe parkartiger Charakter der Landschaft hervor-
gerufen, wenn auch dazwischen sich breite Strecken ausdehnen, die jeden solchen
Reizes entbehren. Der oft sehr fruchtbare Boden wird fast nur in der Nähe
der Dörfer oder Städte als Feld oder Garten angebaut, der größere Theil
ist Weide- oder Waldland. Dörfer und Städte sind aber wohl nur an den
Hauptverkehrslinien einigermaßen reichlich vorhanden, in Abständen von 2
bis 4 Meilen; abseits von den Hauptstraßen — die sich mehr durch ihre
Breite als durch ihre Festigkeit auszeichnen — scheinen sie weit sparsamer vertheilt
zu sein, und auf großen Strecken gänzlich zu fehlen. Die Wälder bestehen fast