1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Atlasländer.
4. Aus die Araber Algeriens und seiner Nachbarschaft ist Rohlfs gar
nicht gut zu sprechen. Er hat sich also vernehmen lassen: „Bei einer Nation
wie die Araber, deren ganzes Wesen, Leben und Treiben sich auf die intole-
ranteste Religion gründet, die ejifii't, sind Civilisationsversuche vergeblich.
Die Araber in den Städten haben alle schlechten Sitten der Franzosen ange-
nommen und helfen dem französischen Pöbel im Absinthtrinken; daß sie dafür
aber auch nur im geringsten christlich-religiöse Grundsätze angenommen hätten,
daran ist nicht zu denken. Forscht man tiefer nach, so findet man, so ge-
schmeidig und umgänglich sie äußerlich geworden sind, daß sie innerlich allen
Haß und alle Verachtung gegen die Bekenner einer andern Religion bewahrt
haben Entfernt man sich nun gar einige Stunden weit von der Stadt, so
findet man, daß dahin die Civilisation noch gar nicht gedrungen ist. Der
Araber unter seinem Zelt lebt nach wie vor, und haßt die Christen eben so
wie früher, und wenn er sich enthält einen Ungläubigen zu tödten, um da-
für das Paradies zu erlangen, so geschieht es nur aus Furcht vor dem
strengen Gesetze".
5. Was unser Aftika - Reisender über den Menschencultus der Berbern
beigebracht hat, hat uns an die verwandten Wahrnehmungen erinnert, welche
der Konsul Di'. Wetzstein im Hauran bei den Arabern macht. Rohlfs theilt
über diesen Punkt folgendes mit: „Um meine Sachen und meine Pferde vor
Diebstahl zu sichern, sagte ich ihnen (den Bcni Mtir), daß dies alles Eigen-
thum des Sherif von Uesan sei; sie verfehlten nicht sie zu respectiren, küßlen
sie und befühlten sie, um gewissermaßen einen Segen daraus zu ziehen.
Namentlich war eine rothseidene Schnur, die der Sherif lange Zeit selbst
getragen und die er mir beim Abschied für meinen Revolver gegeben hatte,
ein beständiger Gegenstand ihrer Verehrung. Sie brachten Kranke und baten
um Gottes und des Propheten willen, ihnen zu erlauben die Schnur zu be-
rühren , um den Segen des Sherif daraus zu ziehen." An einer andern
Stelle hat unser Reisender bemerkt, daß alle Muhamedaner einer religiösen
Secte angehören oder sich zu einem Heiligen bekennen. Religiöse Gespräche
mit den Muhamedanern, hat er einmal ausgesprochen, seien ganz unnütz.
Jede vernünftige Vorstellung werde mit den Worten abgeschnitten: „Es steht
im Koran geschrieben", oder mit den Fragen: „Wie kann das schlecht sein,
was von Gott kommt? Wer kennt seine geheimen Absichten? Einfältiger
Sterblicher, du willst über Gottes Wort raisonniren? Nimm sie, wie sie
dir vom Himmel durch unsern Propheten herabgekommen sind, und das Para-
dies ist vor dir!" Als Beispiel des bei den Arabern herrschenden Aberglau-
bens hat unser Reisender unter andern auch mitgetheilt, daß man ihm einmal
ein neugeborenes Kind gebracht habe, damit er es. mit seinem Speichel heilen
möchte, und daß die Eltern des Kindes, nachdem er darauf gespuckt habe,
ihn segnend und preisend davon gegangen seien.
(Nach dem „Ausland.")
Drittes Haupt stück: Die Samara.
§. 71. Die Wüste Sahara.
1. Die Sahara ist die größte Wüste der Welt, fast zwei Drittel
so groß wie Europa; sie ist ein Sandocean, dessen Inseln Oasen
heißen. Die ganze Wüste, die im W. vom Atlantischen Ocean, im O.