1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Republiken Südamerikas.
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selben etwa 36 Mill. Tonnen (zu 20 Centner) Guano enthielten. Im Jahre
1847 begann die Verschiffung, welche bis 1851 im ganzen nur erst 532,000
Tonnen 'betrug, so daß vor nun 17 Jahren noch 35 Mill. Tonnen Vorrath
gewesen wären; davon kamen auf die Chincha-Inseln 23 Millionen. Die
Ausfuhr wurde von Jahr zu Jahr beträchtlicher und hat in der letzten Zeit
die Ziffer von 350,000 Tonnen mehrfach überstiegen. Es würde demnach
mindestens noch für ein halbes Jahrhundert Vorrath da sein.
Die Ablagerungen von Vogeldünger (huano depajaio) sind der peruani-
schen Küste entlang vertheilt; man findet sie zwischen dem 2. und 21.° S. Br.
in zwei verschiedeneiuarten. Die eine, der weiße Guano, besteht aus Excre-
menten, die erst der neuesten Zeit angehören; der alte Guano (huano pardo)
hat alle Farbenabstufungen zwischen einem schmutzigen Grau und einem dunkeln
Braun. Bekanntlich wurde schon im Reiche der Jncas Guano zur Düngung
der Aecker benutzt, jedoch nur die erstere Art. Ein kaiserlicher Befehl unter-
sagte bei schwerer Strafe, die Huanaes, d. h. die Guano erzeugenden
Vogelarten, zu todten; in der Brutzeit durste niemand die Inseln oder andere
Oertlichkeiten betreten, an welchen sie nisteten.
Die Stellen, an welchen sich Ablagerungen befinden, werden Hu ane-
ras genannt. Zu den reichhaltigsten gehören, in der Richtung von S.
nach N. jene von Chipana, Huanillos, Punta de Lobos, Pabellon de Pick,
Puertoingles, Jslas patillos, Punta grande, Isla de Jquique, Pisagua,
Jlo, Jesus y cocotea und die Inseln in der Bucht von Jslay. Zwischen
diesem letztem Punkte und Pisco lagert kein Vogelguano, weil diese Strecke
vorzugsweise von Seehunden, Seewölfen (lobos) und Meerschweinen besucht
werden. So kommt es, daß dort der Guano, welcher übrigens nicht insehr
großer Menge vorkommt, fast ganz aus den Ueberbleibseln jener Seethiere besteht.
Die Vögel wählen zu ihren Ruhestätten am liebsten solche Stellen,
welche gegen die an jener Küste scharf wehenden Südwinde geschützt sind.
Von Pisco nach Norden hin findet man auch noch Guanolager, sie sind aber
nicht belangreich und obendrein schwer zugänglich. Indeß liegen in dieser
Zone die drei Chincha-Jnseln, in 13vr° S. Br., etwa 12 Seemeilen
nordnordwestlich von Pisco. Die Schiffe ankern am liebsten unter dem Winde
der Nordinsel, weil sie dort am wenigsten von der Para ca heimgesucht
werden, d. i. ein scharfer Wind, der von elf Uhr morgens bis gegen Sonnen-
untergang weht. Der Guano lagert zumeist in wagerechter, oftmals auch
gewellten Schichten, welche nach den Enden hin eine Umbiegung haben, oben
sind sie röthlich, nach untenhin mehr oder weniger hellgrau. Der Guano
ist überall vortrefflicher Qualität und nur in den niedrigeren Schichten mit
Guano de lobo, also solchem, der Ueberreste von Seethieren enthält, vermischt.
Nicht selten findet man versteinerte Eier, Federn, Knochen und selbst Vögel-
mumien.
Ablagerungen von Guano sind bekanntlich an vielen verschiedenen Stellen
der tropischen Gegenden vorhanden und auch sonst an Punkten, wo Seevögel
in großer Menge vorkommen und wo es nicht regnet. Man findet Guano
am Rothen Meere, am und im persischen Meerbusen; in Unter - Californien;
an der Südwestküste von Afrika; aus manchen Inseln im Stillen Ocean rc.
— aber das beste Produkt kam bisher von den Ehincha-Inseln.
Pisco, an der Küste von Peru, liefert einen vortrefflichen Wein und