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1. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 134

1870 - Halle : Schwetschke
134 Die Staaten von Südamerika. Canälen durchschnitten, die Straßen mit Orangenbäumen bepflanzt; die Umgegend trefflich angebaut. Das englische Guyana zerfällt in drei Colonien: Berbiee, Demerary und Essequebo, mit der Hauptstadt Georgetown, 25,000 Eintv., am rechten Ufer des Demerary, Sitz des Gouverneurs. Die Jndianerstämrne Britisch Guyanas. Es ist kein Grund vorhanden zu glauben, daß die Jndianerstämme von Guyana den von ihnen jetzt bewohnten Theil Südamerika's von sehr früher Zeit an inne gehabt haben, 5. B. schon vor der christlichen Zeitrechnung. Alles spricht unter andern, dafür, daß die Kariben um das 11. Jahrh. n. Chr. von dem nördlichen Festiande nach Mittelamerika und den Inseln ge- kommen sind, und mit noch mehr Grund läßt sich annehmen, daß sich erst im 15. Jahrhundert diese grinnnigen Eroberer in Südamerika anzusiedeln be- gannen. Physisch und geistig stehen diese Stämme natürlich den besten Racen des alten Kontinents nicht nach. Die gegenwärtig lebenden Indianer sind wohlgestaltet und kräftig, und man hat in den Von ihnen errichteten Tumult Menschenknochen Von beträchtlicher Größe gefunden, welche die Ueberreste hoch- gewachsener und ungemein starker Menschen sein müssen. Die nämlichen Grab- hügel beweisen klarlich, daß sich das Cannibalenthum keineswegs auf die Cariben beschränkte, sondern unter den andern Stämmen Guyana's ebenfalls Vorherrschte. Trotz diesem Beweis Von Barbarei und andern noch stärkern, wie z B. der fast Völligen Roheit der entdeckten alten Werkzeuge und dem gänzlichen Mangel an alten Ueberresten von Gebäuden, ist nichts vorhanden, was den Glauben rechtfertigte, daß die Stämme ihrem Ursprung nach nicht einem gesitteten Volke angehörten, denn ihre Sprachen sind wohlklingend, und stehen, wie es scheint, mit denen Asiens in Verbindung; auch ihre Sagen und religiösen Ueberlieferungen sind denen der Nationen der Alten Welt ähn- lich. Die Indianer glauben im allgemeinen, daß es einen großen Schöpfer gibt, der unendlich gut, groß und weise ist, allein sie sind der Meinung, daß er in höchster Seligkeit wohne, und sich um den Menschen, als für seine Beachtung aus zu niedriger Stufe stehend, nicht kümmere. Deswegen beten sie ihn auch nicht an, sondern suchen sich gewisse böse Geister, welche die Gewässer und Wälder bewohnen, günstig gestimmt zu machen. Die Sage von der Sindflut ist allgemein unter ihnen verbreitet, und die Macusis und Tamanaken sprechen von der Wiederbevölkerung der Erde in einer Weise, welche Ähnlichkeit mit der classischen Sage von Pyrrha und Deu- kalion hat. Bei einigen Stämmen bezeichnet man, wie in Malabar, die Abstam- mung nach der Mutter, und herrscht die merkwürdige Sitte vor, daß nach der Geburt eines Kindes der Vater das Bett hüten und sich einer strengen Lebensordnung unterwerfen muß, während die Mutter ihrer Arbeit nachgeht und sich wie gewöhnlich beschäftigt. Die Arawaken sind die mindest bar- barischer^aller Stämme. Sie nennen das höchste Wesen „Unsern Vater", „Unsern Schöpfer" und den „in der Höhe Wohnenden". Sie sind ihrer milden und friedlichen Gemüthsart wegen und ihrer Anhänglichkeit an die europäischen Colonisten halber bekannt, nennen sich Lokono, „das Volk" — und führen ein einfaches Leben ohne Streitigkeiten. Werden sie belei- digt, so thun sie dies selten anders kund, als dadurch, daß sie mit dem be-
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