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1. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 160

1870 - Halle : Schwetschke
160 Die Vereinigten Staaten. roth angestrichen sind. Die griechische Kirche mit ihrem Dom und grünem Thurm, so wie ein stattliches Amtsgebäude geben Neu-Archangel die Würde eines kleinen deutschen Landstädtchens. Leider ist das Klima ein unerhörtes, weniger kalt als naß. Wenn es nicht schneit, regnet es beharrlich, und bisweilen in solchen Strömen, daß z. B. nach einer Jagdpartie das Rohr einer Flinte theilweise mit Wasser angefüllt ist. Schlimmer als der Regen find die seltenen Tage des warmen Sonnenscheins, die stets das Fieber so- wie Brustleiden zum Ausbruch bringen, sonst sind rheumatische Uebel die un- ausbleibliche Beigabe für alle Einwohner. Wenn amerikanische Blätter die neue Erwerbung als Ackerbaucolonic empfohlen haben, so bemerkt Whymper, daß bis dahin auch nicht ein Tagewerk mit Halmfrüchten bestellt war, so we- nig eignet sich das Klima für jenen Zweig der Landwirthschaft. Vormals lag in Sitka eine russische Compagnie in Garnison, und das Städtchen zählte etwa 800 Köpfe, Weiße und Mischlinge, die Eingebornen ungerechnet, welche ein streng abgesondertes Quartier bewohnen. Jetzt, seit Sitka ameri- kanisch geworden ist, stieg seine Einwohnerzahl auf 3000, und für Bau- plätze wurden fabelhafte Preise bezahlt, ja im Frühjahr 1868 begehrte man für eine gewöhnliche Blockhütte nicht weniger als 10,000 Dollars. Mit den Dollars wird aber die „gute alte Zeit" aus Sitka vertrieben werden. Auf der ganzen Erde gab es für Müssiggänger und Tagediebe kein vollkomm- neres Paradies als Sitka, denn das Jahr hatte 180 Feiertage, während die herzlosen Amerikaner nur zwei kennen, den Weihnachtstag und den Neujahrs- tag. Auch die Kalender werden jetzt feindlich auf einander stoßen. Wir meinen weniger die Rechnung nach Altem und Neuem Stil, als die verschie- denen Ansänge des bürgerlichen Tages. Die Russen, die ostwärts wanderten, behielten ihre Wochentagrechnung auch in Amerika bei, so daß der russische Sonntag in Sitka und der amerikanische Samstag in San Francisco zu- sammenfallen. Da nun Amerikaner und Russen sabbatheifrige Gemüther sind, so schließen die Amerikaner an ihrem Sonntag die Geschäfte, die Russen am amerikanischen Montag. Vielleicht entschädigt dieser Doppelsabbath die Ortho- doxen einigermaßen für den Verlust ihrer 178 Feiertage. Bereits ist eine einfache und bisweilen eine monatliche Doppelverbindung zwischen Sitka und San Francisco durch Dampfer hergestellt worden, wir fürchten aber trotzdem, daß diese rasche Blüte ein jähes Ende nehmen möchte, denn außer dem Fisch- fang und der Jagd auf Pelzthiere besitzt Alaska wenig andere Hilfsquellen, und beide wurden schon zur russischen Zeit hinlänglich ausgebeutet. (Nach dem „Ausland".) Die amerikanischen Eisenbahnen nach dem Pacific. Das Jahr 1869 wird in der Geschichte durch zwei große Ereignisse glänzen, durch die Eröffnung des Suez-Canals und der ersten Eisenbahn nach dem Stillen Meer, zweier mächtiger Unternehmungen, die viel dazu beitragen werden, den Ausspruch des Columbus. von der Kleinheit der Erde wahr zu machen. Die Vereinigten Staaten feierten am 10. Mai die Voll- endung des großen Werkes in ihrem Gebiet; an diesem Tage wurde zu Pro- montory Point im Norden des Großen Salzsees von Utah die letzte Schiene der Bahn zwischen dem Atlantischen und Großen Ocean befestigt. Die Trennung Amerika's in eine Nord- und Südhälste ist augenfällig und allbekannt; aber ein noch viel größerer Unterschied besteht zwischen Ost- und Westamerika. In Ostamerika herrschen die Ebenen vor, hie und da
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